Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
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Das Perfide daran ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch tarifliche Lohnanpassungen zumindest einen kleinen Inflationsausgleich eben durch den Zahnarzt bekommen. Dieser muss aber bei gleichbleibenden Umsätzen und Honoraren seitens der Ersatzkassen wirtschaftliche Einbußen in Kauf nehmen.

Das Damoklesschwert der Rezession über den Zahnarztpraxen

Gegenüber dem Hausarzt ist ein Zahnarzt in Bezug auf die Kostenerstattung durch die Ersatzkassen in gewisser Weise benachteiligt. Während sich die  Zuzahlungen bei Hausarztbehandlungen auf die Medikamente erstrecken, sofern die Patienten keine IGEL-Leistung wünschen, gilt für den Zahnarzt die zusammengestrichene Erstattung bei Zahnersatz und die fehlende Erstattung für Zahnreinigung. Gerade beim Zahnersatz überlegen die Patienten zweimal, ob es nicht doch auch ohne geht. Schrumpft nun das zur Verfügung stehende freie Haushaltseinkommen inflationsbedingt, wird die Überlegung, ob Zahnersatz wirklich notwendig ist, drei- oder viermal angestellt. Fehlt das Budget bei den Patienten, fehlt dem Zahnarzt der Umsatz, die Erträge sind rückläufig, die praxisinterne Rezession hat begonnen.

Eine Umfrage der Zahnärztlichen Nachrichten, dem Organ der Landesärztekammer und der Zahnärztlichen Vereinigung in Sachsen-Anhalt ergab, dass fast 80 Prozent der befragten Zahnärzte mit massiven Einkommenseinbußen aufgrund des Kaufkraftverlustes rechnen.

Gebührenordnung Zahnärzte und Inflation

Um die besondere Problematik bei selbstständigen Ärzten nachvollziehen zu können, ist ein Blick auf die Gebührenordnung in, diesem Fall auf die GOZ, hilfreich. Es geht nicht darum, sich die einzelnen Positionen anzuschauen, sondern viel mehr darum, wann die GOZ das letzte Mal angepasst wurde. Dies war im Jahr 2012 der Fall.

Der Screenshot dieses Inflationsrechners verdeutlicht, wie sich der Preisanstieg im Zeitraum zwischen 2012 und 2023 entwickelt hat:

Inflationsrechner

Bild: lawyerdb.de

Quelle: lawyerdb.de

Die Daten zeigen, dass eine Anpassung der GOT längst überfällig ist, auch wenn Gesundheitsminister Lauterbach aktuell keinen Handlungsbedarf sieht: “In einem Interview vom April 2022 hat sich Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach demgegenüber skeptisch geäußert und die Erwartungen einer GOÄ-/GOZ-Reform gedämpft.”(Quelle: zahnarztpraxis-konzept.de).

Materialkosten steigen mindestens im hohen einstelligen Bereich

Anders als bei einem Hausarzt spielen bei einem Zahnarzt die Ausgaben für Material massiv in die Gesamtkosten hinein. Für das Jahr 2022 ermittelte das Statistische Bundesamt laut ZWP-online Preissteigerungen zwischen 7,6 Prozent und 21,2 Prozent. Zugrunde lag der Berechnung der Preisanstieg von Einzelhandel und Großhandel (Quelle: ZWP-online.info). Solche Preissteigerungen sind den Patienten, gerade, wenn sich die Behandlung über einen längeren Zeitraum hinzieht, nur schwer zu vermitteln.

Zusammenfassen lässt sich sagen, dass Zahnarztpraxen mit dem volkswirtschaftlichen Phänomen der parallel laufenden Inflation und Rezession kämpfen müssen. Die Frage nach Lösungen liegt nahe.

Ein kleiner Exkurs: Auch Zahnärtze führen private Haushalte

Wie der folgende Abschnitt zeigen wird, sind die Preistreiber bei allen Zahnarztpraxen weitgehend identisch. Anders sieht es jedoch bei der Privatperson Zahnarzt aus. Die sogenannte individuelle Inflation richtet sich nach der Lebensweise. Die Art der Ernährung birgt unterschiedliche Kaufkraftverluste. Ebenso können Hobbys eine Rolle spielen. Joggen ist weniger kostenintensiv als die Billardrunde in der Bar mit gestiegenen Preisen für die Getränke. Wer seine Zahnarztpraxis im Erdgeschoss des eigenen Zweifamilienhauses führt, hat gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag 15 Kilometer einfache Fahrt zur Praxis haben, ebenfalls einen deutlichen finanziellen Vorteil.

Die individuelle Inflation greift für jeden Menschen, gleich ob Azubi, Buchhalter oder Zahnarzt. Wie hoch sich diese im Einzelfall entwickelt, lässt sich schnell und anschaulich mit einem Inflationsrechner ermitteln.

Wie können Zahnarztpraxen bei Inflation gegensteuern?

Der erste Blick gilt natürlich dem “Controlling”, der Analyse von Einnahmen und Ausgaben, und nach der Identifizierung der Schwachstellen der Optimierung selbiger.

Wesentlicher Kostentreiber waren

  • Heizkosten und Strom
  • Materialkosten
  • Personal

Heizkosten und Strom

Es ist nicht abzusehen, dass die Kosten für  Gas, Öl oder Strom auf die Werte vor dem Ukrainekrieg zurückgehen. Darüber hinaus stehen die Pläne des Abschieds von Heizungen mit fossilen Brennstoffen zur Diskussion. Ein erster Schritt zur Energieeinsparung könnte eine Optimierung der Wärmeisolierung der Praxis oder bereits ein Austausch der Heizungsanlage darstellen. Bei gemieteten Räumen ist ein Gespräch mit dem Vermieter zielführend, da dieser früher oder später tauschen muss.

Den steigenden Stromkosten können Zahnärzte in Kooperation mit dem Vermieter durch eine eigene Fotovoltaikanlage entgegenwirken. Es klingt nach Binsenweisheiten, sind aber nun mal die einzigen Wege der Energiekosteneinsparung.

Materialkosten

Auch bei den Materialkosten gibt es keine “hochgeheime” Zauberformel, sondern nur den gesunden Menschenverstand. Und der sagt, dass die Konditionen für die Beschaffung noch stärker verglichen werden müssen und der Arzt vielleicht auch einmal die langjährige Händlerverbindung hinterfragen muss.

Personal

Im Zusammenhang mit Personalkosteneinsparung setzen große Unternehmen gerne auf Kündigungen. Vor dem Hintergrund, dass medizinische Fachkräfte zu den Mangelberufen zählen, könnten Freistellungen ganz schnell zu Problemen im Praxisbetrieb führen, die fatal sein könnten. Unzufriedene und abwandernde Patienten sind nur ein Beispiel.

Um die Effizienz der Mitarbeiter zu steigern, und damit zwangsläufig auch die Rentabilität der Praxis, liegt es nahe, mit dem Team mögliche Defizite im Praxisalltag festzustellen und Lösungen zu finden, diese zu vermeiden. Langfristige Planung setzt auch voraus, dass das Praxisteam eingespielt bleibt. Optimierte Arbeitsprozesse und eine faire, eventuell sogar übertarifliche Bezahlung, machen sich zwar nicht morgen bemerkbar, stellen aber einen langfristigen Erfolg sicher. Wer mit Menschen arbeitet, auf sie angewiesen ist, die in einem Mangelberuf tätig sind, muss seine Personalführung mit besonderer Umsicht gestalten.

Zeitnahe Honorarzahlungen optimieren den Cash-flow

Ein Punkt der gerne aus Routinegründen übersehen wird, sind die Modalitäten der Honorarzahlung, denn die Abrechnungsstellen managen das schon. Allerdings gibt es durchaus Optionen, wie beispielsweise Factoring, die deutliche Vorteile aufweisen:

  • Zeitnaher Geldeingang der offenen Forderungen
  • Keine Forderungsausfälle bei Privatrechnungen
  • Entlastung der Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter
  • Individuelle Praxiskonzepte

Hinsichtlich der Patienten und dem Abwenden möglicher Rezessionsszenarien bieten sich Teilzahlungspläne an. Die Patienten nehmen die Behandlung doch wahr, da sie sich die Teilzahlungen, trotz Preissteigerung, mit einem Teilzahlungsplan leisten können. Kundenbindung gilt eben nicht nur für Autohäuser oder Banken, sondern eben auch für Zahnarztpraxen.