Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Zahnmedizin

Der diesjährige Wrigley Prophylaxe Preises geht an Forscherteams aus Basel, Freiburg und Gießen, Düsseldorf, München und Erlangen. Die ausgezeichneten Studien decken ein breites Themenspektrum ab.

Reinigung der Zahnzwischenräume bleibt obligatorisch

Was leisten Schallzahnbürsten und wie gut reinigen sie die Zahnzwischenräume? Dieser Frage überprüften Julia Caroline Difloe-Geisert und ihr Team von den Universitäten Basel, Freiburg und Gießen. Für ihre erste klinische Pilotstudie putzten 30 parodontal gesunde, junge Erwachsenen die Zähne ohne Zahnpasta mit einer aktivierten und inaktivierten Schallzahnbürste. Einmal putzten die Teilnehmer mit Putzanleitung, einmal ohne. Vor und nach dem Putzvorgang bestimmten die Forscherinnen die Ansammlung und bakterielle Zusammensetzung des Belags in ausgewählten Zahnzwischenräumen.

Das Ergebnis: Sowohl in der aktivierten als auch in inaktivierten Variante reinigen Schallzahnbürste die Zahnzwischenräume  nur unvollständig. Deshalb gilt weiterhin: Zusätzliche Hilfsmittel für die Interdentalraumhygiene und  Zahnzwischenraumpflege bleiben ein Muss. Für ihre Arbeit erhielten die Wissenschaftler den ersten Preis.

Der zweite Platz geht an ein Forscherteam der Universität Düsseldorf. Michelle A. Ommerborn und ihr Team entwickelten einen neuen Test, der helfen soll, die Schäden durch nächtliches Zähneknirschen zu verhindern. Dafür kooperierten die Wissenschaftlerinnen mit Ralf Schäfer vom Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf.

Der Test besteht aus einer hauchdünnen diagnostischen Folie, die individuell für die Zähne gefertigt wird. Die Probanden trugen sie fünf Nächte in Folge. Anschließend werteten die Forscher den Abrieb auf der Folie aus. Mit diesen Daten bestimmten sie das Ausmaß der nächtlichen Knirsch-Aktivität. Der Test erwies sich als aussagekräftig, anwenderfreundlich und praxistauglich. Er lässt sich künftig zur rechtzeitigen Schienenanpassung und Vorbeugung von Attritionen nutzen.

Sonderpreise für wegweisende Forschung

Den Sonderpreis „Praxis und soziales Engagement“ erhielten Marc Auerbacher und seine Kolleginnen vom Universitätsklinikum München. Sie untersuchten, ob sich Erwachsene mit Behinderungen auch ohne Narkose behandeln lassen.  Für die Studie arbeiteten die Wissenschaftler mit 20 Patientinnen und Patienten mit schwerer geistiger oder mehrfacher Behinderung. Sie setzten bei ihnen spezielle Kommunikationsstrategien und verhaltensführende Techniken ein – und hatten Erfolg. Bei allen Teilnehmern konnte eine professionelle Zahnreinigung ohne Narkose erfolgen.

Den einmalig gestifteten „Innovations-Spezialpreis“ erhielt Manuel Weber von der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik der Universität Erlangen. Er erforscht, wie sich harmlose von riskanten Veränderungen der Mundschleimhaut unterscheiden lassen. Seine Ergebnisse legen nahe, dass immunologische Marker aussichtsreiche Kandidaten sind, Gewebeveränderungen mit hohem Krebsrisiko zu identifizieren. Sie könnten die Entwicklung diagnostischer Tests zur Prophylaxe von Mundhöhlenkarzinomen ermöglichen.

Der vom Wrigley Oral Healthcare Program gestiftete Forschungspreis wird einmal pro Jahr verliehen. Er zeichnet herausragende Arbeiten zur Forschung und Umsetzung der Prophylaxe in der Praxis oder im öffentlichen Gesundheitswesen aus.