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Der weltweite Aktienmarkt erzielt durchschnittlich eine Marktrendite von 8 % pro Jahr. Was aber hält Anleger davon ab, diese Marktrendite – mit möglichst geringen Kosten – zu erwirtschaften? Ganz einfach: Der Anleger und seine – ganz normale – Anlegerpsychologie.

Im ersten Schritt laden wir Sie deshalb ein, sich bei Ihrer Geldanlage von falschen Vorstellungen über funktionierende Erfolgsstrategien zu befreien. Wer die Fehler kennt, die er vermeiden sollte, kann den Erfolg seiner Geldanlage drastisch steigern und ruhiger schlafen. Die hier empfohlenen Anlagetechniken erhöhen die Wahrscheinlichkeit, Ihre Anlageziele zu erreichen, und verbessern Ihre Lebensqualität.

Fehler 1 bei der Geldanlage: Selbstüberschätzung und Vertrauen auf das Bauchgefühl

Für miserable Ergebnisse der Privatanleger-Portfolios sind nicht nur mangelnde Finanzmarktkenntnisse verantwortlich. Leider zeigen Untersuchungen, dass Anleger immer wieder dieselben Fehler begehen
– auch die gut Informierten. Wer sich täglich mit dem Börsengeschehen auseinandersetzt, ist permanent in Versuchung, in irgendeiner Form auf die Fülle von Einschätzungen zu reagieren. Die Finanzmedienwelt mit ihren reißerischen „heißen Tipps“ verwirrt die Anleger massiv. Traurig, aber wahr: Anstatt das Ergebnis der Anleger zu verbessern, richtet die Medienwelt tendenziell eher Schaden an. Aus der Perspektive des nüchternen Beobachters fällt vor allem eines auf: Wenige Anleger behalten den Blick auf das große Ganze, nämlich ihr Gesamtvermögen.

Warum ist das so? Uns Menschen fällt es offensichtlich schwer, diszipliniert zu investieren. Wir suchen lieber nach immer besseren Systemen, wie wir unser Geld schnell und sicher vermehren können. Solche Systeme mögen eine Weile erfolgreich sein – bis sie es nicht mehr sind. Häufig beginnt das Muster mit einer Reihe von kleinen Gewinnen. Es endet jedoch mit einem sehr großen Verlust.

Gegenmaßnahme 1: Bauchgefühl ausschalten

In der griechischen „Odyssee“ ließ sich Odysseus an den Mast seines Schiffes ketten, um den Sirenengesängen nicht zu folgen, die ihn gegen die Klippen locken wollten. Das ist eine schöne Metapher, die Sie sich zu Herzen nehmen sollten. Wenn Sie Sirenengesänge hören, die Ihnen empfehlen, schnell und spontan für ihre Geldanlage zu handeln, sollten Sie sich anketten, standhaft bleiben und Ihrer eigentlichen Strategie weiter folgen. Wenn Sie das Gefühl haben, mit einer spontanen Eingebung richtig zu liegen, ignorieren Sie dieses Gefühl. Und vor allem: Handeln Sie nicht danach. Emotionen sind keine guten Ratgeber für einen Aktienmarktinvestor.

Fehler 2: Stock Picking – der Glaube, die besten Aktien zu finden

Es gibt vornehmlich zwei Möglichkeiten, die aussichtsreichsten Aktien zu finden: Sie lesen viel Literatur zu Aktienbewertung und Trading. Oder Sie beauftragen einen Finanzprofi, der verspricht, anhand bestimmter Kennzahlen die Märkte, Branchen und Aktien zu finden, die seiner Meinung nach unterbewertet und demnach günstig zu haben sind.

Die Frage lautet: Welche dieser Möglichkeit der Geldanlage ist erfolgversprechender? Die Antwort: Die Erfolgsbilanz beider Vorgehensweisen ist haarsträubend schlecht. Studien zeigen, dass es weder einzelnen Personen noch Institutionen möglich ist, systematisch treffende Rendite-Vorhersagen für Einzelwertpapiere oder Marktsegmente zu erstellen. Gelegentliche Treffer sind reine Glücksfälle.

Es ist de facto nicht möglich, im Voraus einzelne Aktien und Märkte zu identifizieren, welche sich in den kommenden zwölf Monaten am besten entwickeln. Und es ist ganz und gar unmöglich, diese Aktien und Märkte mit einem System zu finden, geschweige denn auch noch eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen. Kein privater oder professioneller Anleger ist dazu in der Lage. Kurzum: Die Regel ist, dass es keine Regel gibt. Stock Picking funktioniert nicht.

Gegenmaßnahme 2: prognosefrei und passiv investieren

Für die Erkenntnis, dass häufiges Handeln auf Dauer nicht funktioniert, haben Börsianer einen kleinen Reim erfunden: „Hin und Her macht Taschen leer“. Dieser Reim hilft, der Versuchung zu widerstehen, den Markt schlagen zu wollen. Stattdessen: Packen Sie die ganze Welt in Ihr Portfolio und bleiben Sie passiv – beziehungsweise prognosefrei. Wenn Sie die ganze Aktienwelt gekauft haben, gehen Sie in den Buy-and-Hold-Modus (kaufen und dann halten) und lassen die globalen Märkte für sich arbeiten, egal was dazwischen passiert, egal ob eine weitere Pandemie die Welt zeitweilig stilllegt, egal wer die nächsten US-Wahlen gewinnt, und egal welche sonstigen Krisen die Welt auch in Zukunft heimsuchen werden.

Fehler 3: die Erwartung, in kurzer Zeit hohe Gewinne zu erzielen

Gerade Börsenanfänger neigen dazu, nach einer Geldanlage fast täglich die Börsenkurse in den Medien zu verfolgen. Jede Kursbewegung sorgt für Emotionen. Und jedes emotionale Erlebnis löst einen Handlungsimpuls aus. Das sorgt auf Dauer nicht nur für Stress, sondern auch für reflexartiges Handeln. Das ist nicht nur völlig sinnlos, sondern geradezu kontraproduktiv. Denn ob Sie mit Ihrer Strategie falsch oder richtig liegen, erfahren Sie nicht nach wenigen Tagen oder wenigen Monaten, sondern erst nach Jahren.

Gegenmaßnahme 3: Investieren mit System und auf den Faktor Zeit setzen

Beim Whisky achten Kenner aufs Alter: Ein Single Malt muss mindestens zehn Jahre im Fass gelagert haben. Erst dann entfaltet er sein volles Aroma. Erfahrene Anleger wissen, dass diese Regel auch an der Börse gilt. Wenn Sie am Kapitalmarkt investieren, dann werden Sie erst nach durchschnittlich zehn Jahren
den vollen Geschmack des Anlageerfolgs genießen können. So lange sollten Sie mindestens durchhalten und auch Rücksetzer aussitzen.

Statistisch gesehen sinkt während der zehn Jahre das Risiko, dass Sie Ihr eingesetztes Kapital verlieren, ganz erheblich und ist ab zwölf Jahren faktisch bei null. Im Laufe dieser Zeit finden die Märkte nach
Übertreibungen immer wieder zurück zur Mitte. Zudem wirkt die Macht des Zinseszinseffekts. Ihr Geld vermehrt sich quasi im Schlaf. Wenn Sie beispielsweise zu 100 % in Aktien investiert haben, wird sich ihr Mittelwert im Laufe von zehn Jahren erfahrungsgemäß bei etwa 8 % jährlich einpendeln.

Die 3 goldenen Regeln für die Geldanlage

Sie sehen, es ist eigentlich gar nicht so schwer, Geld mit Aktieninvestments zu verdienen.

  1. Investieren Sie weltweit,
  2. meiden Sie hektisches Handeln,
  3. halten Sie durch und setzen Sie auf Zeit.

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(c) Davor Horvat

Unser Autor:
* Davor Horvat ist Gründer und Vorstand der Honorarfinanz AG. Als Finanzfachwirt (FH) ist er seit 1995 in der Finanzbranche tätig und berät Kunden als unabhängiger Honorarberater. Er ist Autor des Buches „Finanzprophylaxe – Finanzstrategie für Zahnärzte“. www.honorarfinanz-ag.de