Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Praxis

78 % von 1.000 befragten Haus- und Fachärzten zeigten sich in einer aktuellen Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) überzeugt: Eine intelligent organisierte finanzielle Eigenbeteiligung könnte dazu führen, dass Patienten die Ressourcen im Gesundheitswesen angemessener nutzen. 

Weitere 14 % halten das Thema Eigenbeteiligung prinzipiell für wichtig. Sie haben jedoch Zweifel, dass die Umsetzung bürokratiearm und effektiv möglich ist – und raten der Politik daher von dem Thema ab. 7 % der befragten Ärztinnen und Ärzte sind der Meinung, dass ein System der Eigenbeteiligung nicht eingeführt werden dürfe. Es sei unsozial und würde bestimmte Bevölkerungsgruppen benachteiligen.

Die Krankenkassen sehen Eigenbeteiligung anders

Das Pro der Ärzteschaft zur Eigenbeteiligung steht im Gegensatz zur Auffassung der Krankenkassen: Die Geschäftsführerin Versorgung im AOK-Bundesverband, Dr. Sabine Richard, hatte sich im Gespräch mit dem Ärztenachrichtendienst kürzlich gegen eine Selbstbeteiligung in der GKV ausgesprochen. Sie würde den Zugang zur Versorgung vor allem für sozial ohnehin belastete Gruppen erschweren.

Die vom änd befragten Mediziner möchten derweil, dass nach einer allfälligen Einführung der Eigenbeteiligung die Krankenkassen für das Berechnen und Einziehen verantwortlich sind (63 %). 17 % fänden es besser, wenn die Arztpraxen dies organisierten, 15 % schlagen vor, dass sich der Staat für eine Patienten-Eigenbeteiligung einen Mechanismus ausdenkt, der neben den bekannten GKV-Strukturen funktioniert.

Bonus-Modelle: Top oder Flop?

Der änd wollte in der Umfrage auch wissen, ob Ärzte es begrüßen, wenn Krankenkassen gesundheitsbewusstes Verhalten – zum Beispiel Mitgliedschaften in Fitnessstudios oder Sport- oder Ernährungskurse – finanziell belohnen. Die Euphorie hält sich in Grenzen: Nur 28 % antworteten mit einem eindeutigen „Ja“. 62 % halten von solchen Initiativen nicht viel, da der Effekt zu gering sei. Eine deutliche Mehrheit (65 %) spricht sich jedoch dafür aus, Steuern und Abgaben auf ungesunden Genussmittel (Tabak, Alkohol) zu erhöhen.

An der Onlineumfrage beteiligten sich von 3. bis zum 6. Juli 2023 insgesamt 988 änd-Mitglieder, niedergelassene Haus- und Fachärzte aus dem gesamten Bundesgebiet. Der Ärztenachrichtendienst (änd.de) ist eine Verbindung aus berufsbezogenem Nachrichtendienst und aktiver Diskussionsplattform zum innerärztlichen Wissensaustausch, zu dem Mediziner mit Berufsnachweis Zugang haben. Rund 50.000 Ärzte sind derzeit Mitglied.

Quelle: Ärztenachrichtendienst, über presseportal.de