Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Praxisgründung

Die Zukunft der Zahnmedizin ist weiblich. Aber nicht überall. Denn obwohl es in vielen Bereichen schon heute deutlich mehr Zahnärztinnen als -ärzte gibt, sind andere Segmente noch fest in männlicher Hand. Die Gründe dafür sind zum Teil anachronistisch.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zahnmedizin in Deutschland von Frauen dominiert wird. Seit Jahren übertrifft die Zahl der Studentinnen die der Studenten. Bei den Studienanfängern stellen die Frauen inzwischen rund zwei Drittel.

Diese Entwicklung spiegelt sich längst auch in der Geschlechterverteilung bei den berufstätigen Zahnärzten nieder und bestätigen die Prognosen, die die Stiftung Gesundheit bereits im Jahr 2019 aufgestellt hat: Bis 2023 werden in Deutschland Frauen als Männer in der ambulanten Patientenversorgung tätig sein – und die Zahnarztpraxen sind der Vorreiter.

Praxis, Kinder, Küche

Diese Zukunft hat bereits begonnen. Bei den über 45-jährigen in den alten Bundesländern gibt es derzeit zwar noch mehr Zahnärzte als Zahnärztinnen, bei den jüngeren Berufsträgern aber stellen die Frauen bereits in der Mehrheit. In den neuen Bundesländern ist die Frauenquote – auch historisch bedingt – noch deutlich höher. Hier ist selbst Alterskohorte 65, also die Generation, die sich dem Ruhestand nähert, schon mehrheitlich weiblich.

Dennoch gibt es nach wie vor große Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So bevorzugen Zahnärztinnen im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nach wie vor eine Tätigkeit in Festanstellung. Knapp zwei Drittel der angestellten Berufsträger sind Frauen.

Die Gründe hierfür sind einerseits nachvollziehbar, andererseits wirken sie aus der Zeit gefallen. So belegt zum Beispiel eine aktuelle Umfrage der KZV Baden-Württemberg, dass Frauen im Beruf nach wie vor mit anderen Problemen konfrontiert sind als ihre männlichen Kollegen. Insbesondere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bereitet ihnen nach wie vor Schwierigkeiten – in Zeiten der Pandemie sogar noch mehr als sonst.

Der Umfrage zufolge befanden sich insbesondere die Zahnärztinnen wegen Corona in einem permanenten Spannungsfeld zwischen der zahnärztlichen Versorgung und der Kinderbetreuung – in vielen Fällen konnten sie hierfür keine zufriedenstellenden Lösungen finden. Damit hatten Frauen ein sehr viel größeres Problem zu bewältigen als ihre männlichen Kollegen.

Die Details sind nachzulesen im KZV BW Versorgungsbericht 2021.

Bei Spezialisierungen ist viel Luft nach oben

Nicht nur bei der Art der Berufsausübung, auch bei der Wahl der Fachgebiete zeigen sich geschlechterspezifische Unterschiede. Während Zahnärztinnen die allgemeinzahnärztliche Versorgung inzwischen fest in der Hand haben, gibt es nach wie vor deutlich mehr männliche Zahnärzte mit Spezialisierungen. Besonders auffällig ist die Diskrepanz im Bereich der Oralchirurgie: Hier ist deutschlandweit nur jede vierte Berufsträgerin weiblich. In den neuen Bundesländern ist die Quote zwar erneut etwas besser, aber selbst hier liegt der Frauenanteil bei gerade einmal einem Drittel. Anders sieht es bei den Fachzahnärztinnen für Kieferorthopädie aus: Hier sind Frauen mit 55 Prozent bundesweit in der Überzahl.