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Zahnmedizin

Das orale Mikrobiom weist nach dem Darm die zweithöchste Biomasse auf. Es steht zudem in engem Zusammenhang mit dem Lungenmikrobiom, da Mundmikroben in der Lungenflüssigkeit angereichert sind. Damit ist das orale Mikrobiom nicht nur ein leicht zugänglicher Stellvertreter für Lungenmikroben. Es könnte auch ein potenzieller Indikator für die Lungengesundheit sein: Nicht zuletzt hat es sich als vielversprechendes Diagnoseinstrument zum Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion erwiesen. Auch hilft es bei der Vorhersage, wie schwer der Verlauf ausfallen könnte. Doch die Wechselwirkungen gehen noch weiter.

Eine aktuelle US-Studie zeigt, dass sich COVID-19-Speicheltestkits, die ein neuartiges Konservierungsmittel enthalten, auch zur Messung des oralen Mikrobioms verwenden lassen.

Die Studie der Rutgers University, die in der Zeitschrift npj Biofilms and Microbiomes veröffentlicht wurde, ist die erste, die die Genauigkeit von speichelbasierten COVID-Testkits für zu Hause bei der Messung des oralen Mikrobioms untersucht. Sie ermöglicht daher neue Erkenntnisse zur Beziehung zwischen Mund- und Lungenmikroben und dem SARS-CoV-2-Virus.

Da jeder Mensch jeden Tag eine kleine Menge seines Speichels einatme, sei es logisch, dass einige der Mikroben, die im Mund leben, irgendwann in den Lungen landeten, erläutert Abigail Armstrong, eine der Autorinnen der Studie.

Sammlung und Verarbeitung des Speichelmikrobioms

Speichel-Tests verwenden Konservierungsmittel, um die RNA des SARS-CoV-2-Virus zu erhalten und schnelle Ergebnisse zu erzielen. Bislang war jedoch nicht bekannt, ob auch das bakterielle Erbgut erhalten bleibt.

Um das herauszufinden, sammelten die Forscher Speichelproben von 22 Teilnehmern. Dabei sammelten sie den Speichel einmal mit den Kits und einmal in leeren Röhrchen. Sechs der Teilnehmer gaben am folgenden Tag weitere Proben ab, damit die Wissenschaftler das Mikrobiom untersuchen konnten. Anschließend verglichen die Forscher ihre Fähigkeit, das Mikrobiom bei beiden Arten der Speichelsammlung zu messen.

Sie stellten fest, dass die in den COVID-Testkits gesammelten Proben immer noch eine genaue Messung der Bakterien im Speichel ermöglichten und im Laufe der Zeit ein stabileres Bild des Mikrobioms ergaben als die in Röhrchen ohne Konservierungsmittel gesammelten Proben.

Das legt nahe, dass sich Speichelproben, die für COVID-Tests gesammelt wurden, auch zur Messung von Mikroben im Mundraum nutzen lassen. Sie können zudem dazu beitragen, das Verständnis der systemischen Auswirkungen einer COVID-Infektion zu vertiefen und die Entwicklung probiotischer Therapien zur Behandlung von COVID-19 unterstützen.