Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Zahnmedizin

Seit der Corona-Pandemie diskutiert die halbe Welt über die Verbreitung von Aerosolen. Für Zahnärzte hingegen ist das Thema altbekannt. Denn bei Behandlungen sowie bei der professionellen Zahnreinigung entstehen stets (potenziell infektiöse) Aerosole.

Doch es gibt offenbar Möglichkeiten, die Risiken zu reduzieren. Ein Forscherteam der Loma Linda University School of Dentistry (LLU) in Kalifornien hat herausgefunden: Werden bei der professionellen Zahnreinigung sowohl Absaugkanüle als auch Speichelsauger verwendet, kann das die Menge der mikrobiellen Aerosolen um das Dreifache reduzieren – verglichen mit der alleinigen Verwendung der Absaugkanüle.

Doppelt saugt besser

Die Untersuchung begann mit einer klinischen Studie, an der über 90 Zahnmedizin-Studenten teilnahmen – teils in der Rolle als Zahnarzt, teils in der Rolle des Patienten. Die Forscher sammelten dazu zunächst Aerosolproben. Dazu verteilten sie Petrischalen mit Nährlösung zum Auffangen der Aerosole Behandlungsraum. Einige standen auf der Brust des Patienten, einige wurden in Regalen platziert, die unterschiedlich wie von der Behandlungseinheit entfernt waren und die in bestimmten Zeitintervallen (vor, während und nach der Behandlung) ausgetauscht wurden.

Anschließend führten die Studierenden die Behandlungen in einem sogenannten Split-Mouth-Verfahren durch. In der ersten Runde platzierten sie sowohl Absaugkanüle als auch Speichelsauger auf einer Seite des Mundes. In der zweiten Runde verwendeten sie nur die Absaugkanüle.

Der Faktor Zeit spielt eine wichtige Rolle

Nach zwei Tagen werteten die Forscher jeweils die Keimzahlen auf den Aerosolproben aus – mit bemerkenswerten Ergebnissen:

  • Die höchsten Keimzahlen wiesen die Petrischalen auf, die auf den Patienten in der Operationszone lagen, im Gegensatz zu jenen, die auf mobilen Tabletts und weiter entfernten Regalen platziert waren.
  • Die mikrobiellen Werte während des Eingriffs waren am höchsten und überstiegen die Werte vor oder nach der Behandlung erheblich.
  • Im Vergleich zur alleinigen Verwendung des Absaugkanüle reduzierte die Kombination mit der intraoraler Absaugung die Menge der erzeugten mikrobiellen Aerosole signifikant.

Montry S. Suprono, der Leiter der Studie, weist auf ein weiteres wichtiges Ergebnis hin: Die mikrobiellen Werte vor den Eingriffen ähnelten den nach dem Eingriff festgestellten Werten. Das deutet darauf hin, dass 30 Minuten ausreichen könnten, um im Behandlungszimmer einen Luftaustausch durchzuführen bzw. die Ablagerung der Aerosole auf den Oberflächen zu ermöglichen. „Wir wissen jetzt, dass Zahnärzte den Aerosolen eine Zeit lang Gelegenheit geben sollten, um sich absetzen, bevor sie den Behandlungsbereich desinfizieren. Wird diese Regel beachtet, ist das Risiko zwischen den Patienten minimal.“

Quelle: A clinical investigation of dental evacuation systems in reducing aerosols, Montry S. Suprono, DDS, MSD, John Won, DDS, MS, Roberto Savignano, PhD, Joseph Caruso, DDS, MS, MPH, Robert Handysides, DDS, Yiming Li, DDS, MSD, PhD, et al. DOI: https://doi.org/10.1016/j.adaj.2021.02.013#