Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Abrechnung

Die Aligner-Therapie zeichnet sich durch einen schrittweisen Behandlungsansatz aus, bei dem individuell gefertigte, transparente Kunststoffschienen die Zähne sukzessive in die gewünschte Position bewegen. Ziel dieses Artikels ist es, eine klare und nachvollziehbare Übersicht zu bieten, um die Integration der Aligner-Therapie in die Praxis zu erleichtern.

Eine präzise Planung und Durchführung dieser einzelnen Schritte sind entscheidend für den Erfolg der Behandlung.

Herstellung der Aligner

Die Basis jeder Aligner-Therapie bildet ein präziser Behandlungsplan, der in der Regel auf digitalen Abformungen oder Scans des Patientengebisses basiert (siehe „Aligner-Abrechnung: Diagnostik ist ein unverzichtbarer Baustein“). Dieser digitale Datensatz ermöglicht die virtuelle Planung der Zahnbewegungen in einzelnen Schritten. Für jeden dieser Bewegungsschritte wird ein Satz Aligner-Schienen hergestellt. Wer digital noch nicht so gut aufgestellt ist, kann natürlich auch unter Mehraufwand die herkömmliche Abdrucknahme mit Alginat oder anderen Materialien nutzen.

Eigenlabor

Verfügt eine Praxis über ein eigenes Labor mit der entsprechenden CAD/CAM-Technologie und den notwendigen Materialien, können die Aligner-Schienen intern gefertigt werden. Dies bietet den Vorteil einer direkten Kontrolle über den gesamten Herstellungsprozess, potenziell kürzere Durchlaufzeiten und eine engere Abstimmung mit dem Behandler. Die Materialauswahl und die Präzision der Fertigung liegen hier in Ihrer Verantwortung.

Materialkosten im Eigenlabor (ELAB): Die Kosten für die Herstellung der Aligner-Schienen werden in der Regel über das Labor abgerechnet. Wenn die Aligner im praxiseigenen Labor hergestellt werden, fallen die Materialkosten (Kunststofffolien, gegebenenfalls Druckmaterialien oder analoge Verfahren Modelle etc.) an. Diese Kosten müssen in die Kalkulation des Behandlungspreises einfließen.

Beipielhafte Abrechnungskette im Eigenlabor

Ein Schienensatz für einen Kiefer ergibt 3 Schienen: 0,5 mm, 0,625 mm und 0,75 mm Folie. Insgesamt 9 Schienen, je Kiefer (Insgesamt 18, hier Scan).

BEB:

2 x 3 Steps: 6 x 0009 Modell aus Kunststoff (1 Modell = 3 Schienen)
6 x 3 Steps: 18 x 0732 Desinfektion, je Vorgang
6 x 3 Steps: 18 x 7601 Schiene, tiefgezogen
(zzgl. Setup-Positionen, je Zahn der bewegt werden soll im 3D-Verfahren)

Material und Laborkosten:

Material für 3D-Modelldruck: ca. xx g pro Zahnkranz
Material für 3D-Modelldruck: Sockel (Teil des 3D-Druckvorgangs)
Material Schienenherstellung: Isofolan-Folie (Isolierfolie)
Material Schienenherstellung: z. B. Dentsply-Folien: je 0,5 mm, 0,625 mm, 0,75 mm (insgesamt 9x) .

Fremdlabor

Alternativ kann die Herstellung der Aligner an ein spezialisiertes Fremdlabor ausgelagert werden. Diese Labore verfügen über umfangreiche Erfahrung und etablierte Produktionsprozesse. Sie erhalten in der Regel nach Übermittlung des digitalen Behandlungsplans die fertigen Aligner-Sätze für den Patienten. 

Die Kosten und die Bearbeitungszeiten können je nach Labor variieren. Es ist ratsam, sich im Vorfeld über die Qualitätsstandards und die angebotenen Dienstleistungen verschiedener Labore zu informieren.

Materialkosten Fremdlabor (FLAB): Bei der Auslagerung an ein Fremdlabor stellt dieses die Kosten für die Herstellung der Aligner in Rechnung. Diese Laborkosten sind ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtkosten der Aligner-Therapie. Es ist ratsam, die Preisstrukturen verschiedener Labore zu vergleichen und die Kosten transparent an den Patienten weiterzugeben.

Die Abrechnung der Laborkosten erfolgt in der Regel nach den Bestimmungen der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) im Bereich der zahntechnischen Leistungen.

Anpassung und Kontrolle

Nach Erhalt der Aligner-Sätze beginnt die aktive Behandlungsphase. Der Patient erhält in der Regel einen Satz Aligner für einen bestimmten Zeitraum (meist ein bis zwei Wochen), bevor er zum nächsten Satz wechselt.

Erste Eingliederung

Beim ersten Termin werden die Aligner eingesetzt und der Patient wird ausführlich in die Handhabung (Einsetzen, Entfernen, Reinigung) eingewiesen. Gegebenenfalls werden Attachments auf die Zahnoberflächen geklebt. Diese kleinen, zahnfarbenen Komposite-Elemente dienen als Griffe für die Aligner und ermöglichen komplexere Zahnbewegungen. Die Platzierung und Form der Attachments sind im Behandlungsplan präzise festgelegt.

Abrechnungs-Positionen

Zusatzleistungen: Neben den reinen Aligner-Schienen können im Rahmen der aktiven Aligner-Therapie weitere Leistungen erforderlich sein, die zusätzliche Kosten verursachen können.

Attachments: Das Anbringen und Entfernen von Attachments ist eine Leistung, die gemäß GOZ abgerechnet wird (GOZ 6100a, 6110). Die Anzahl und Komplexität der Attachments können den Preis und die Abrechnung beeinflussen.

Approximale Schmelzreduktion (ASR): In einigen Fällen ist es notwendig, geringfügig Zahnschmelz zwischen den Zähnen zu entfernen, um Platz für die Zahnbewegung zu schaffen. Diese Leistung wird ebenfalls nach GOZ abgerechnet (z. B. GOZ 2200a, je Sitzung).

Beispielhafte Abrechnungs­positionen zur Behandlung

 

Diagnostik

 

1

ggf. ClinCheck bzw. Zielplanung, analog (siehe Artikel 2)

6260a

 

Attachements zur Verankerung, beispielhaft

 

6

Eingliedern eines Klebebrackets (hier Attachements)

6100a

6

Entfernung eines Klebebrackets (hier: Attachements)

6100

 

Zusatzleistungen

 

ggf.

Approximale Schmelzreduktion (ASR/Strippen/Slicen)

 

1

GOZ 2200a (ASR), je Sitzung zum 2,0-fachen Satz

1

   
Dangela Henning

Dangela Henning

Betriebswirtin für Management im Gesundheitswesen. Mit ihren 30 Jahren Berufserfahrung in der Kieferorthopädie ist sie bundesweit als Leitung der KFO-Abteilung bei MeDi-Zahn in den Praxen unterwegs und unterstützt bei der Abrechnung. Sie gibt Schulungen, Seminare und Webinare, außerdem ist sie Daisy-Trainerin und Mitglied im Prüfungsausschuss der ZÄK WL. Foto: Medi-Zahn

henning@medi-zahn.de

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