Jordan Dental Clinic: Zahnklinik in Gambia wächst aus Wittener Studentenprojekt
Marzena SickingWas als studentisches Hilfsprojekt begann, wurde zur festen zahnmedizinischen Einrichtung in Gambia: Die Jordan Dental Clinic ist ein Beispiel für nachhaltiges Engagement der Universität Witten/Herdecke.
Was 1994 mit einem studentischen Projekt begann, ist heute Teil der medizinischen Grundversorgung in Gambia: In der Ortschaft Kerewan wurde nun die Jordan Dental Clinic eröffnet – benannt nach Prof. Dr. Andreas Rainer Jordan, der das Projekt während seines Zahnmedizinstudiums an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) ins Leben rief. Für Prof. Jordan ist die Namensgebung mehr als nur eine Auszeichnung: „Ich bin tief berührt und gleichzeitig stolz zu sehen, was aus unserem Projekt geworden ist. Die Klinik ist der Beweis dafür, dass Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert.“
Einfache Methode, große Wirkung: Atraumatic Restorative Treatment (ART)
Der Grundstein für die zahnmedizinische Hilfe in Gambia wurde mit der Einführung der sogenannten Atraumatic Restorative Treatment (ART) gelegt – einer Methode, bei der Karies ohne Strom und nur mit Handinstrumenten behandelt wird. Gemeinsam mit zwei Kommiliton:innen reiste Jordan 1994 erstmals nach Gambia. Die Resonanz war überwältigend – und machte deutlich, dass hier mehr als nur ein temporärer Hilfseinsatz nötig war.
Nach seiner Promotion kehrte Jordan 2005 als Dozent an die UW/H zurück und engagierte sich erneut im Projekt. In Zusammenarbeit mit dem gambischen Gesundheitsministerium bildete er in den folgenden Jahren Community Oral Health Workers (COHWs) aus und errichtete insgesamt 13 zahnmedizinische Behandlungsstationen im ganzen Land.
Zahnarzt mit Verantwortung: Wenn Hilfe Leben verändert
Die Erfahrungen vor Ort hinterließen bleibenden Eindruck. Prof. Jordan erinnert sich an die enorme Bedeutung, die zahnmedizinische Hilfe für viele Menschen hat: „Ich wurde mir meiner Verantwortung in Gambia besonders stark bewusst, wenn Menschen in die Klinik kamen, die tagelange Fußmärsche auf sich genommen hatten, um behandelt zu werden. Oder wenn ein Mann dank der Behandlung endlich wieder ohne Schmerzen seinem Beruf nachgehen und seine Familie ernähren kann.“
Ausbildung mit Wirkung: Von der UW/H nach Kerewan
Ein Schlüsselelement des Erfolgs ist die langjährige Zusammenarbeit mit Ousman Y. Bah, einem der ersten COHWs, die durch das Projekt ausgebildet wurden. Über zwei Jahrzehnte blieb der Kontakt bestehen – heute leitet Ousman Y. Bah die Jordan Dental Clinic. Prof. Jordan sieht die Wurzeln des Projekterfolgs auch in der Philosophie der Universität Witten/Herdecke: „Neben der fachlichen Ausbildung ermutigten mich meine Dozenten stets dazu, mich auszuprobieren und meinen Horizont abseits des gradlinigen Weges zu erweitern.“ Diesen Mut zur Verantwortung möchte er heute als Hochschullehrer an die nächste Generation weitergeben.
Soziale Verantwortung als Teil der zahnmedizinischen Ausbildung
Das Gambia-Projekt inspiriert bis heute Studierende der UW/H: Derzeit engagiert sich eine studentische Initiative regelmäßig in Nepal, um dort zahnmedizinische Hilfe und Prävention anzubieten – ganz im Sinne des Gedankens, mit Fachwissen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen.
Digitale Weiterbildung: Nächster Schritt für nachhaltige Versorgung
Auch nach der Eröffnung der Klinik bleibt Prof. Jordan aktiv. Geplant sind digitale Schulungsformate für COHWs, um kontinuierlich neue Behandlungsmethoden zu vermitteln und die Qualität der Versorgung in Gambia weiter zu stärken. Die Vision: eine moderne, dezentrale Zahnmedizin auf Augenhöhe, getragen von lokalen Kräften – mit nachhaltiger Unterstützung aus Deutschland.
Quelle:idw online, Universität Witten/Herdecke