Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Digitalisierung
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Während 3D-Scannen des Kiefers oder eine Online-Terminvereinbarung längst zum Alltag einer Zahnarztpraxis gehören, finden Fort- und Weiterbildungen häufig noch in traditionellen Präsenzformaten statt. Zwar gibt es Angebote für digitales Lernen in der Zahnmedizin, der Einsatz jedoch ist oft noch holprig. Selbst bei Programmen zur digitalen Zahnheilkunde, die aus Präsenz- und Online-Modulen bestehen, dominiert weiterhin der Präsenzanteil. Reine E-Learning-Angebote scheinen bislang die Ausnahme zu sein.

Strukturierte Weiterbildung digitalisieren

Dabei wären zahnmedizinische Praxen und Einrichtungen mit einem geeigneten Lernmanagementsystem (LMS) längst in der Lage, Fort- und Weiterbildungen strukturiert zu organisieren und zu dokumentieren. Teammitglieder könnten zwischen Behandlungen oder von zu Hause aus flexibel lernen oder Pflichtschulungen absolvieren – das reduziert nicht nur Ausfallzeiten durch externe Schulungen, sondern spart mittelfristig auch Kosten. „Über ein LMS lassen sich Mitarbeitenden gezielt die Inhalte zuweisen, die für ihre jeweilige Rolle relevant sind. Ob Zahnärztin, Assistenz oder Auszubildende – jede Person erhält genau das Wissen, das sie im Praxisalltag benötigt“, erläutert Sven R. Becker einen weiteren Vorteil. Der Vorstand der Scheer IMC berät unter anderem Unternehmen und Einrichtungen im Gesundheitswesen bei der Einführung digitaler Trainingslösungen.

Hemmnis Validierungspflicht – digital gelöst

Im medizinischen Umfeld spielt die Validierungspflicht eine zentrale Rolle. Diese fordert auch bei digitalen Weiterbildungsangeboten detaillierte Nachweise, die dokumentieren, dass ein Prozess bestimmten regulatorischen Anforderungen entspricht. „Am Beispiel einer Zahnarztpraxis geht es vereinfacht gesagt darum, die Qualität eines E-Learnings zu sichern, um etwa Fehler in der Behandlung von Patienten zu vermeiden“, erklärt Becker. Was in vielen Praxen und medizinischen Versorgungszentren noch nicht bekannt ist: Heutige Lernplattformen werden dieser Validierungspflicht gerecht. Nach Abschluss eines Moduls per Wissenstest generiert das LMS dann etwa automatisch eine rechtssichere Dokumentation, zum Beispiel für interne Audits oder Berufsgenossenschaften. Kurse, die außerhalb des Systems absolviert wurden, können von Mitarbeitenden selbstständig nachgetragen und per E-Signatur als abgeschlossen bestätigt werden.

Generative KI eröffnet neue Trainingswege

In digitalen Lernformaten gewinnt Künstliche Intelligenz zunehmend an Bedeutung: „Vor allem generative KI eröffnet völlig neue Möglichkeiten, insbesondere dort, wo klassisches Lernen an Grenzen stößt, wie beim Training kommunikativer Kompetenzen“, betont Becker. So sei zum Beispiel eine empathische Gesprächsführung essenziell in der Patientenversorgung. Doch in der medizinischen Ausbildung sind Kommunikationstrainings kaum verankert, und im Arbeitsalltag können sich Zahnmediziner, Ärztinnen und Assistenzkräfte kaum auf schwierige Gespräche vorbereiten. „Selbst wenn Präsenz-Seminare mit Rollenspielen zum Weiterbildungsangebot gehören, bringen diese den zahnmedizinischen Fachkräften im Berufsalltag wenig. Denn solche Schulungen basieren auf Lernen. Empathische Kommunikation aber muss man trainieren, ähnlich, wie das Spielen eines Musikinstruments“, so der Lernexperte.

Auf der diesjährigen DMEA – Europas führendem Event für Digital Health – konnte das Fachpublikum dazu die Anwendung „DialogueGPT“ testen: Eine digitale, anpassbare und dynamische Trainingsumgebung, die sich in ein LMS integrieren lässt. Die Lösung arbeitet mit generativer KI und kann verschiedene Gesprächspartner realitätsnah simulieren – vom verunsicherten Angstpatienten bis hin zur kritischen Begleitperson. Ärztinnen, Ärzte und Praxisteams können damit orts- und zeitunabhängig eine empathische Gesprächsführung üben und erhalten vom System ein direktes und objektives Feedback; frei von persönlichen Vorurteilen, wie sie in analogen Trainingssituationen vorkommen können.

Zuschüsse und Fördermittel für Digitalisierungsprojekte nutzen

Ein digitales Lernmanagementsystem kann sich auch für kleinere und mittelgroße Zahnarztpraxen schnell bezahlt machen, da es im Vergleich zu Präsenzschulungen Kosten spart, den Verwaltungsaufwand reduziert, die Qualität der Fortbildung sichert und die Praxis fit für die Zukunft macht. Zahnärztinnen und Zahnärzte mit eigener Praxis sollten Fördermöglichkeiten prüfen. Im Rahmen umfassender Digitalisierungs- oder Prozessoptimierungsvorhaben kann die Implementierung möglicherweise finanziell unterstützt werden. Das Bundesprogramm „Digital jetzt“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie fördert zum Beispiel Investitionen in digitale Technologien und Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeitende. Es richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen, einschließlich Zahnarztpraxen. Das Programm „go-Inno“ fördert vor allem externe Beratungsleistungen zur Entwicklung und Umsetzung von Innovationsprojekten, darunter auch die Einführung digitaler Systeme.

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