Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Vorsorge & Finanzen

Jeder junge Zahnarzt, jede junge Zahnmedizinerin dürfte in Erwartung eines hohen Einkommens darauf hoffen, oder sogar damit rechnen, schon vor dem Ruhestand nicht mehr arbeiten zu müssen. Finanziell so frei zu sein, um den Zeitpunkt des Ausstiegs selbst bestimmen zu können. Dazu gehört vielleicht die eigene Praxis, das Eigenheim, die vermietete Immobilie und angespartes Vermögen, so die Vorstellung. Eine trügerische Vorstellung, denn Besitztümer sind nicht gleichbedeutend mit Freiheit. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Es gehört mehr dazu.

Wie schafft es die Kieferchirurgin oder der praktizierende Arzt, richtig Vermögen aufzubauen, um mit zunehmendem Alter immer unabhängiger zu werden? Frei zu sein von Darlehen, Steuerlasten und laufende Kosten. Dazu braucht es eine Strategie, die noch nicht einmal ein kompliziertes Unterfangen darstellen muss. Es sind einfach nur ein paar wichtige Regeln zu beachten. Marken auf dem Weg zu einer echten finanziellen Unabhängigkeit.

1. Wegmarke – Die konsequente Zielverfolgung

Der wirtschaftliche Erfolg der meisten Praxen bestätigt, dass die meisten Zahnärzte und -Ärztinnen in ihrer Berufsausübung sehr planvoll vorgehen. Der Gewinn, den die Praxis nach einigen Jahren abwirft, sichert ihnen in der Regel früh ein sechsstelliges Jahreseinkommen. Doch wie sieht es mit den privaten finanziellen Zielen aus? Das hohe Einkommen lässt sie finanziell in der Regel schnell ein großes Rad drehen. Das hat aber nicht zwangsläufig mit Vermögensaufbau zu tun.

Da ist zunächst eine schriftliche Zielsetzung hilfreich – ausgehend von der Frage, wie es um die aktuelle Finanzsituation bestellt ist und wie diese zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt aussehen soll. Dazu zählt ganz elementar, ob dann auch alle Darlehen beispielsweise für die Praxis oder das Eigenheim getilgt sein werden und wie hoch die frei verfügbare Liquidität sein soll, mit der der arbeitsfreie Lebensabend in welchem Umfang finanziert werden kann – unter Einrechnung der jährlichen Inflationsrate.

„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“ Dieses Zitat des römischen Philosophen Seneca ist heute noch genauso gültig wie vor fast 2.000 Jahren. Aber um das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit zu erreichen, ist es unabdingbar, das gesetzte Ziel auch konsequent anzusteuern.

2. Wegmarke – Die kontenbasierte Strategie

Die zweite wichtige Komponente auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ist das planvolle Vorgehen, die Strategie. Sie umfasst eine Übersicht über die gesamten privaten Einnahmen und Ausgaben sowie eine Übersicht aller Vermögenswerte und Verbindlichkeiten. Dies darf aber nicht nur auf ein Jahr betrachtet werden, sondern über Ihren gesamten Planungszeitraum, mit allen Zu- und Abgängen. Der oder die Steuerberater*innen sollten diese Zahlen zur Verfügung haben, zumindest die Daten aus dem Praxisbetrieb und zum Immobilieneigentum.

Ein Finanzberater oder -beraterin ermittelt daraus das Sparpotenzial für den Vermögensaufbau. Darauf basierend erstellen Berater und Arzt ein intelligentes Kontensystem. Dabei handelt es sich um ein aus mehreren Konten bestehendes System, das für jeden Lebensbereich die finanziellen Bedarfe und Ressourcen gegenüberstellt. Daher sollte sich der oder die Berater*in auch besonders gut in der Zielgruppe „Mediziner“ auskennen.

Jedes Konto verfolgt ein anderes Ziel. So gibt es zum Beispiel ein Konto für Fixausgaben, ein Sparkonto für Urlaube, ein Konto für Steuerrückstellungen und ein Sparkonto für Ihre finanzielle Freiheit. Solch ein Kontensystem sorgt unter anderem dafür, dass der Arzt oder die Ärztin jede Liquiditäts- und Steuerfalle umschiffen können.

3. Wegmarke – Die disziplinierte Umsetzung

Um finanziell unabhängig zu werden, ist für den Vermögensaufbau viel Disziplin erforderlich. Und Geduld. Niemand sollte den schnellen Erfolg erwarten, der wäre nur eine Frage des Glücks, des Augenblicks. Investments in Aktien zahlen sich langfristig aus, da sollte sich niemand von zwischenzeitlichen Kurseinbrüchen nervös machen lassen. Im Gegenteil: Kurseinbrüche sind die Gelegenheit für Nachkäufe (Re-Balancing). Auch der Wert von Immobilien steigt nur langsam und sollte nicht der Hauptgrund für den Immobilienerwerb sein.

Das Anlagekapital auf verschiedene Anlageformen zu streuen, ist zunächst immer gut und richtig. Denn das bedeutet Risikostreuung. Entscheidend für den Anlageerfolg ist aber, sich nicht von teuren Produktverpackungen blenden zu lassen, die meistens mit hohen Provisionen einhergehen. Dabei hält der Markt längst sehr gute kostengünstige Anlageprodukte wie zum Beispiel breit gestreute Exchange Traded Funds (ETFs) bereit, die meistens ohne ein teures Fondsmanagement besser performen als mit einem solchen.

Intelligentes Investieren bedeutet also, in eine sattelfeste Auswahl an klassischen Anlageklassen ohne teure Produkthüllen und Vertriebskosten zu investieren. Und: Eine clevere Anlagestrategie konzentriert sich auf die drei Hauptanlageklassen Aktien (ETFs), Anleihen und Immobilien. Denn diese Anlageklassen zahlen Dividenden, Zinsen und Mieterträge aus, um ganz solide ein Vermögen für die spätere finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen.

*Davor Horvat ist Vorstand der Honorarfinanz AG, eines von nur 17 in Deutschland zugelassenen Instituten mit Lizenz zur Honoraranlageberatung nach WpIG, die höchste Klassifizierung von Finanzberatern in Deutschland. Kürzlich erschien sein Buch „Finanzprophylaxe – Finanzstrategie für Zahnärzte“.