Wurzelspitzenresektion: Indikationen, Technik und Aufklärung
Marzena SickingWenn ein Zahn stark geschädigt oder entzündet ist, besteht heute in vielen Fällen dennoch die Möglichkeit, ihn zu erhalten. Zwei zentrale Verfahren dafür sind die Wurzelbehandlung (Endodontie) und die Wurzelspitzenresektion (WSR). Beide zielen darauf ab, die Entzündung zu beseitigen und den Zahn zu retten – doch sie unterscheiden sich deutlich in Vorgehen, Aufwand und Indikation.
Wann ist eine Wurzelspitzenresektion indiziert?
Die Wurzelspitzenresektion (WSR) ist ein chirurgischer Eingriff zur Entfernung des apikalen Teils einer Zahnwurzel. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn eine konventionelle Wurzelkanalbehandlung nicht erfolgreich war oder nicht möglich ist.
Typische Indikationen:
Chronische oder akute Entzündungen im Bereich der Wurzelspitze trotz Wurzelbehandlung
Zysten oder Granulome im periapikalen Bereich
Obliterierte oder nicht aufbereitbare Wurzelkanäle
Frakturen oder Perforationen im apikalen Drittel
Technik der Wurzelspitzenresektion
Nach Anästhesie erfolgt die Bildung eines mukoperiostalen Lappens. Der Knochen über der Wurzelspitze wird eröffnet. Etwa 2–3 mm der Wurzel werden entfernt, das periapikale Gewebe ausgeschält und bei Bedarf eine retrograde Füllung gelegt.
Zugang in der Regel vestibulär, in Ausnahmen auch palatinal
OP-Mikroskop oder Lupenvergrößerung empfohlen
Retrograde Füllung mit MTA, Biodentin oder vergleichbaren Materialien
Wundverschluss mit feiner Nahttechnik
Erfolgsquote und Einflussfaktoren
Die Erfolgsquote liegt zwischen 60 und 90 Prozent, abhängig von der Technik, dem Zahntyp und der Ursache des Misserfolgs der vorherigen Behandlung.
Studien zeigen, dass mikrochirurgische Verfahren unter dem OP-Mikroskop in Kombination mit modernen biokeramischen Materialien wie MTA eine Erfolgsrate von über 90 % erreichen können.
Wichtige Erfolgsfaktoren:
Erstbehandlung (keine Revision)
Dichte orthograde oder retrograde Füllung
Keine vertikale Wurzelfraktur
Günstige Wurzelmorphologie
Erfahrenes chirurgisches Vorgehen
Abrechnung und GOZ-Ziffern
Die Wurzelspitzenresektion wird in der Regel nach GOZ-Ziffer 3240 berechnet. Diese Ziffer umfasst alle Teilschritte wie Zugang, Resektion und Entfernung des Entzündungsgewebes.
Die retrograde Wurzelfüllung ist nicht gesondert berechnungsfähig. Sie kann in begründeten Fällen und bei dokumentierter Eigenständigkeit analog gemäß § 6 Abs. 1 GOZ berechnet werden – zum Beispiel bei der Anwendung biokeramischer Materialien wie MTA oder Biodentin.
Weitere Ziffern wie 3250 (Trepanation) oder 2410 (orthograde Wurzelfüllung) sind im Zusammenhang mit der WSR nicht zusätzlich abrechnungsfähig.
Patientenaufklärung und Kommunikation
Die Aufklärung sollte umfassend, strukturiert und realistisch erfolgen. Wichtig ist, auch die Grenzen des Verfahrens zu erklären, insbesondere die Möglichkeit des Zahnverlustes bei Misserfolg.
Wichtige Punkte der Aufklärung:
Ziel: Zahnerhalt durch Entfernung der Entzündungsquelle
Alternative: Zahnentfernung und ggf. Implantat
Risiken: Rezidiv, Nervverletzung, postoperative Beschwerden
Ablauf, Nachsorge und Einschränkungen nach der OP
Kostenüberblick (gesetzlich/privat)
Wurzelspitzenresektion für Patienten: Ablauf, Heilung und Kosten einfach erklärt
Die Wurzelspitzenresektion ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die entzündete Spitze der Zahnwurzel und das umliegende Gewebe entfernt werden. Ziel ist es, den natürlichen Zahn zu erhalten, wenn eine Wurzelbehandlung nicht ausreicht. Typische Gründe für den Eingriff: Schmerzen oder Entzündung trotz Wurzelbehandlung, Zysten im Kieferbereich, Wurzelkanäle, die nicht vollständig gereinigt werden können.
Wie läuft die Behandlung ab?
Nach einer örtlichen Betäubung wird das Zahnfleisch geöffnet und ein kleiner Zugang zum Kieferknochen geschaffen. Die Wurzelspitze und das entzündete Gewebe werden entfernt. In vielen Fällen wird die Wurzel von unten zusätzlich mit einem Spezialmaterial versiegelt. Anschließend wird die Wunde vernäht.
Die OP dauert je nach Zahnstellung und Aufwand etwa 30 bis 90 Minuten. Der Eingriff findet in der Regel ambulant statt.
Was ist nach der OP zu beachten?
In den ersten Tagen können Schwellung, Druckgefühl oder leichte Schmerzen auftreten. Diese lassen sich gut mit Schmerzmitteln und Schonung kontrollieren.
Wichtige Verhaltenstipps:
Wunde von außen vorsichtig kühlen
Körperliche Anstrengung vermeiden
Keine harten, heißen oder scharfen Speisen
Wundbereich vorsichtig reinigen, keine Mundduschen
Fäden werden nach 7 bis 10 Tagen entfernt
Welche Risiken gibt es?
Die Wurzelspitzenresektion gilt als sicher, birgt aber wie jeder Eingriff gewisse Risiken:
Wiederauftreten der Entzündung
Blutergüsse oder Nachblutungen
Verletzung benachbarter Strukturen wie Nerven oder Kieferhöhle
In seltenen Fällen: Der Zahn muss trotz Behandlung entfernt werden
Die Erfolgsquote liegt bei etwa 60 bis über 90 Prozent, abhängig vom Einzelfall, der Behandlungstechnik und der Ausgangslage.
Was kostet die Behandlung?
Ob die Kosten übernommen werden, hängt vom Versicherungsstatus ab. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Wurzelspitzenresektion, wenn der Zahn erhaltungswürdig ist und die Voraussetzungen erfüllt sind.
Typische Kosten bei privater Abrechnung: Einfache WSR: 150–300 Euro, mit höherem Aufwand oder Spezialmaterialien: bis ca. 500 Euro oder mehr.
Ein individueller Kostenplan vorab ist sinnvoll – insbesondere bei Privatversicherten oder bei Zuzahlungspflicht.
Quelle:Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET)