Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Praxisführung

Das Wartezimmer quillt über, da kommt ein Notfall herein. Ein Junge hat sich beide Frontzähne ausgeschlagen. Das Kind schreit, die Eltern sind nicht minder aufgewühlt. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt, auch wenn die Versorgung des kleinen Patienten den Praxisablauf sprengt – und der anschließende Verwaltungsmarathon dem Zahnarzt schon jetzt die Schweißperlen auf die Stirne treibt.

Solche und ähnliche Situationen sind Alltag in vielen Zahnarztpraxen. Und sie fordern offenbar ihren Tribut. Zu diesem Ergebnis kommt ein spanisches Forschungsteam, das sich mit Burn-outs bei Zahnärztinnen und Zahnärzten befasst hat.

Maslach Burnout Inventory

Die erforderlichen Daten erhoben die Wissenschaftler kurz vor Beginn der Pandemie per Online-Umfrage. Die Zahl der Teilnehmer lag bei 1.298. Das entspricht rund 3,4 Prozent der Zahnärzteschaft in Spanien. Für die Auswertung wurde der Maslach Burnout Inventory (MBI) verwendet, der in der Klinik am häufigsten zur Beurteilung des Burnout-Levels herangezogen wird. Ein Burn-Out wird darin als schleichender Prozess beschrieben, der sich in mehreren Phasen vollzieht.

Die drei Phasen des Burnouts

Die erste Phase wird als „Emotionale Erschöpfung“ beschrieben. In der zweiten Phase, der „Depersonalisierung“, steht die emotionale Entfremdung von der Arbeit im Vordergrund. In der dritten Phase schwindet die Leistungsfähigkeit.

Erfahrung schützt vor Burn-out

Die Auswertung zeigte, dass rund 61 Prozent der befragten Zahnärztinnen und Zahnärzte hohe Werte in der ersten Phase („emotionale Erschöpfung“) aufwiesen. Rund 46 Prozent hatten zudem hohe Werte in der zweiten Phase („Depersonalisierung“). Insgesamt zeigten fast zehn Prozent ein hohes Burn-out-Niveau.

Besonders vom Ausbrennen bedroht sind der Studie zufolge Berufsanfänger, Frauen und Kollegen, die in Praxen auf dem Land arbeiten. Allerdings war der Anteil der Teilnehmenden in Landpraxen deutlich geringer. Eine Verzerrung der Ergebnisse ist daher denkbar.

Angestellte stärker als Eigentümer von Burnout betroffen

Weitere Auffälligkeiten der Studie: Angestellte zeigen häufiger Burn-out-Symptome als Praxiseigentümer. Dies könnte an dem Bestreben liegen, die Erwartungen des Arbeitgebers zu erfüllen. Auch die Arbeit als Einzelkämpfer erhöht das Burn-Out-Risiko, die gemeinschaftliche Berufsausübung in einer Gemeinschaftspraxis scheint sich hingegen positiv auszuwirken. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden spielt laut der Studie keine besondere Rolle.

Umfrage bei Zahnärzten in Deutschland läuft

Um aussagekräftige Zahlen zu Stressbelastung und Burn-out-Gefährdung deutscher Zahnmediziner zu erhalten, findet aktuell eine bundesweite Befragung von Zahnärzten und Zahnärztinnen statt. Teilnehmen können Sie hier.

Weiterführende Informationen:

Gómez-Polo C, Casado AMM, Montero J. Burnout syndrome in dentists: Work-related factors. J Dent. 2022 Jun;121:104143. doi: 10.1016/j.jdent.2022.104143. Epub 2022 Apr 25. PMID: 35472454.