Pille erhöht Komplikations-Risiko nach Weisheitszahn-OP
Judith MeisterFrauen, die mit der Pille verhüten, laufen Gefahr, nach einer Extraktion eines dritten Molaren eine Zahnfachentzündung zu entwickeln. Das ergibt eine Meta-Analyse aus den USA. Ein wichtiger Faktor ist bei der Erhebung allerdings unberücksichtigt geblieben.
Eine US-Forschungsgruppe hat in einer Meta-Analyse 15 Studien zur Entstehung einer Alveolitis sicca nach Weisheitszahn-Operationen untersucht. So konnten die Wissenschaftler die Daten von insgesamt 1.366 Frauen betrachten, die die Pille nahmen. Die Zahl der Teilnehmerinnen, die keine oralen Kontrazeptiva verwendeten, lag bei 2.919.
Lange bekannt ist, dass die Einnahme der Pille vielfältige Nebenwirkungen haben kann, darunter auch eine deutlich erhöhte Thrombosegefahr. Die aktuelle Studie aus den USA wirft nun ein Schlaglicht auf weitere Risiken dieser hormonellen Verhütungsvariante.
Grundsätzlich liegt die Inzidenz einer Alveolitis sicca nach Zahnextraktionen zwischen 0,5 und fünf Prozent. Nach einer Weisheitszahnentfernung entwickeln allerdings bis zu 30 Prozent der Patienten die sogenannte „Zahnfach-Entzündung“. Sie verursacht zwei bis vier Tage nach einer Zahnextraktion starke Schmerzen im Wundbereich und eine Freilegung des Knochens.
Wie Hormone den Wundheilungsprozess beeinflussen können
Besonders gefährdet sind Frauen, die mit der Pille verhüten. Nach den Ergebnissen der Studie war ihr Risiko für eine alveoläre Ostitis bei Weisheitszahn-Extraktionen doppelt so hoch wie in der Vergleichsgruppe – selbst wenn man gleichzeitig die Gabe von Antibiotika- und Analgetika berücksichtigt.
Die Studie ist insofern aufschlussreich, als Wissenschaftler schon länger darüber spekulierten, ob es womöglich das weibliche Geschlecht ist, dass das Entstehen einer Alveolitis sicca bei der Entfernung der Weisheitszähne begünstigt. Die nun vorgelegten Ergebnisse sprechen allerdings gegen diese These, da das Risiko bei Frauen ohne Kontrazeptiva vergleichbar mit dem Erkrankungsrisiko von Männern war.
Da es zudem keine Trendveränderungen über einen größeren Zeitraum gab, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass selbst Veränderungen in den Formulierungen keinen Einfluss auf das Risiko für Alveolitis sicca haben.
Denkbar sei es allerdings, dass der Menstruationszyklus die Wahrscheinlichkeit einer Alveolitis sicca beeinflussen kann. Die Meta-Analyse ist allerdings nicht ohne Schwächen, da der Rauchstatus der Probandinnen und Probanden nicht in allen eingeschlossenen Studien berücksichtigt wurde.
Tang M, Gurpegui Abud D, Shariff JA. Oral Contraceptive Use and Alveolar Osteitis Following Third Molar Extraction: A Systematic Review and Meta-Analysis. Int J Dent. 2022 Nov 1;2022:7357845. doi: 10.1155/2022/7357845. PMID: 36389647; PMCID: PMC9643054.