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Geldanlage
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Aktien für die Rendite, Gold gegen Inflation, Immobilien für Erträge sowie Anleihen, um sich gegen Rezessionen abzusichern – so lassen sich einige Vorteile der Anlageklassen zusammenfassen, die wir in den vergangenen fünf Folgen dieser Serie beschrieben haben. Zum Abschluss geht es um die Frage, wie und in welchem Verhältnis Anleger diese „Asset Classes“ kombinieren können oder sollten?

Bevor Anleger den Bau eines Depots mit unterschiedlichen Anlageklassen in Angriff nehmen, ist es wichtig, zu verstehen, warum Kombinationen überhaupt Sinn ergeben. „Zentral ist dabei der Begriff der Korrelation“, sagt Claus Walter vom Freiburger Vermögensmanagement. Damit beschreiben Finanzprofis, wie sich einzelne Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Gold zueinander verhalten. „Ein gut diversifiziertes Portfolio vereint Anlageklassen, die sich möglichst unabhängig voneinander entwickeln. Gold und Euro-Staatsanleihen zum Beispiel haben eine geringe Korrelation zum Aktienmarkt“, sagt Vermögensprofi Walter (siehe „Finanz-Chinesisch im Klartext“).

Anlageklassen im Jahrhundert-Test

Über Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte hat sich gezeigt, dass Aktien die renditenstärkste Anlageklasse sind, aber sehr hohe Schwankungen aufweisen. Deutlich weniger Volatilität gibt es bei Anleihen mit kurzer bis mittlerer Laufzeit, dafür sind die Wertsteigerungen geringer. (Staats-)Anleihen wirken in Phasen, in denen die Wirtschaft den Rückwärtsgang einlegt, meist als Risikopuffer im Depot . Und Immobilien liefern auch in Form von ETF dauerhaft Erträge, können aber mit der Wertsteigerung von Aktien nicht mithalten. Gold startet in Phasen, in denen der Realzins sinkt, spürbar durch und bewahrt als Schutz vor Inflation langfristig die Kaufkraft. Der Bitcoin, erst seit gut einem Jahrzehnt als Anlageklasse verfügbar, schützt wegen seiner Konstruktion ebenfalls vor Inflation, aber der Kurs schwankt sehr stark.

Einfluss der Zinshöhe

Was selten in den Blick gerät, sich aber 2022 richtig bemerkbar machte: „All diese Anlageklassen hängen mehr oder weniger stark von der Entwicklung der Zinsen ab. Als die US-Notenbank die Zinsen von null auf über fünf Prozent hochzog, um der Inflation Herr zu werden, verloren die bedeutenden Aktienindizes rund 25 Prozent, während manche High-Flyer-Aktien um bis zu 80 Prozent einbrachen“, erinnert Titus C. Schlösser von Portfolio Concept in Köln. Krass ging es auch am Anleihemarkt zu, wo Papiere mit 20 Jahren Laufzeit und länger die Hälfte ihres Werts verloren. Immobilienfonds und -ETF kamen ebenfalls unter die Räder, weil die hohen Zinsen die Nachfrage nach Betongold in den Keller schickten. Den Bitcoin schließlich riss es um bis zu 70 Prozent nach unten, während Gold mit 20 Prozent Minus recht glimpflich davonkam. „Die einzige Anlageklassen, die von den steigenden Zinsen profitierte, waren kurz laufende Anleihen“, so Vermögensprofi Schlösser.

Sorgfältige Bestimmung des Risikotyps ist das A und O

Wenn die (Leit-)Zinsen massiv steigen, bleibt also kaum eine Anlageklasse ungeschoren. Zum Glück sind solche Phasen selten. In den letzten 50 Jahren kamen sie alle sieben bis zehn Jahre vor, wie langfristige Daten der US-Notenbank zeigen. In den Phasen dazwischen können die unterschiedlichen Anlageklassen ihre Stärken ausspielen und in ihrer Kombination entweder das Risiko im Depot senken oder dessen Rendite erhöhen.

„Anders als viele Anleger glauben, ist es wichtiger, das potenzielle Risiko eines Depots zu beachten als zu sehr auf die Rendite zu schielen“, sagt Titus C. Schlösser. Der Grund: „Wer eine bestimmte Rendite anstrebt, muss in der Lage und willens sein, zwischenzeitlich einen bestimmten Verlust zu tolerieren. Daher muss man dieses maximale Schmerz-Level sehr sorgfältig bestimmen“, so der Vermögensprofi.

Rendite und Risiko immer zusammen denken!

Vermögensprofis unterscheiden idealtypisch zwischen konservativen, ausgewogenen und chancenorientierten Anlegern.

Konservative Investoren streben über die Jahre hinweg meist eine jährliche Rendite von 2,5 bis 5 Prozent an, bei ausgewogenen Anlegern sind es 5 bis 7,5 Prozent.

Wer chancenorientiert anlegt, will meist eine Rendite von 8 Prozent und mehr. Der angestrebten Rendite entsprechend müssen Anleger mit einem dauerhaft investierten Portfolio bereit sein, zeitweilig unterschiedlich hohe Verluste hinzunehmen. Eine Faustregel besagt, dass Anleger beim zwischenzeitlichen Verlust etwa mit dem Drei- bis Vierfachen der angestrebten Rendite rechnen müssen (siehe Interview).

Welchen Anteil die verschiedenen Anlageklassen bei konservativen, ausgewogenen und chancenorientierten Anlegertypen haben könnten, zeigt die Grafik mit unseren Musterdepots.

Musterdepots für konservative, ausgewogene und chancenorientierte Anleger*

© VBank

* Vorschläge für Aufteilungen auf Anlageklassen bei jeweils 250.000 Euro Depotvolumen / Investments über ETFs (s. Service-Tabelle ). Grafik: MedTriX-Group; Quelle: V-Bank/Jürgen Lutz

Interview: „Das optimale Depot passt genau zum Risikotyp des Anlegers“

Interview mit Claus Walter von der Freiburger Vermögensmanagement über die Auswahl des passenden Depots für verschiedene Risikotypen.

© V-Bank

Claus Walter, Freiburger Vermögensmanagement

Herr Walter, angenommen, ein Anleger kommt zu Ihnen und möchte ein Wertpapierdepot neu einrichten – auf was achten Sie dabei besonders?

Claus Walter: Es ist essenziell, den Risikotyp des Anlegers zutreffend zu bestimmen. Dazu müssen wir wissen bzw. in Erfahrung bringen, wie hoch die Verluste in Euro bzw. in Prozent maximal ausfallen dürfen, bevor ihm oder ihr schlaflose Nächte drohen. An diesem Punkt haben wir das optimale Depot – es ist das Depot, das genau zum Risikotyp dieses Anlegers passt.

Demnach ist nicht die Rendite-Seite entscheidend, sondern das Risiko, das man für diese Rendite eingehen muss – also der Verlust, den man maximal tolerieren kann?

Claus Walter: In gewisser Weise ja. Denn eine bestimmte Rendite lässt sich mit einem Buy-and-Hold-Portfolio nur mit einem gewissen Risiko erreichen. Konkret: Wer eine jährliche Rendite von vier Prozent anstrebt, muss unter Umständen einen zeitweisen Verlust von 10 bis 15 Prozent hinnehmen. Liegt die Latte für die Jahresrendite bei 8 Prozent, sind eventuell Verluste von 30 Prozent zu verkraften. Wer mehr will, muss wie 2000 oder 2008 auch mal ein Minus von 50 Prozent durchstehen können.

Ein Buy-and-Hold-Portfolio ist ein Wertpapierdepot, das dauerhaft am Markt investiert ist?

Claus Walter: Genau! Mit diesem Modell lässt sich das Depot-Risiko nur durch die Kombination verschiedener Anlageklassen steuern. Je risikoscheuer und je älter ein Anleger, desto höher sollte der Anteil der Anlageklassen sein, die wenig schwanken, wie kurzlaufende Staats- oder Unternehmensanleihen. Wer eine höhere Rendite will und das Risiko zu tragen vermag, kann sich (ganz) überwiegend auf die Aktienmärkte konzentrieren.

Wie ist das Verhältnis zwischen Risikotyp und Lebensalter?

Claus Walter: Prinzipiell kann man sagen, dass mit höherem Alter die Risikoneigung abnimmt. Das ist auch vernünftig, denn in den späteren Lebensjahrzehnten fällt es schwerer, eventuelle Verluste etwa durch eine Baisse am Aktienmarkt noch auszugleichen.

In den Finanzratgebern heißt es, dass das Alter über den Aktienanteil entscheiden sollte – gemäß der Formel: 100 minus Lebensalter entspricht dem Aktienanteil…

Claus Walter: Das ist eine nützliche Faustformel, sie hat aber Begrenzungen. Nehmen wir einen Anleger mit 65 Jahren, der über eine Million Euro verfügt und im Jahr 75.000 Euro aus dem Depot entnimmt. Aus finanzieller Sicht könnte er, sofern er das Risiko auch mental tragen kann, einen Aktienanteil von 50 oder 60 Prozent haben statt von 35 Prozent. Dadurch würde er langfristig vermutlich höhere Renditen erzielen, ohne unangemessen hohe Risiken einzugehen. Selbst wenn es zu einer Aktienbaisse von zwei bis drei Jahren kommt, wäre sein Lebensstandard nicht gefährdet.

Und wie sähe das bei einem Depotvolumen von 250.000 Euro und einem 50-jährigen Anleger aus?

Claus Walter: Wenn der Anleger das Kapital bzw. Teile davon erst zum Ruhestand mit 65 Jahren benötigt, hätte er 15 Jahre Zeit, um es an den Märkten arbeiten zu lassen. Je nach seiner Risiko-Toleranz könnte der Aktienanteil im Depot zwischen 40 und 60 Prozent betragen. Mit ansteigendem Alter wird es jedoch wichtiger, den Anteil der risikoarmen Anlageklassen im Depot zunehmend zu erhöhen.

Gibt es noch andere Möglichkeiten, das Risiko in einem Depot zu begrenzen?

Claus Walter: Ja, zum Beispiel durch Trendfolge-Modelle. In solchen Modellen werden Wertpapiere verkauft, wenn zuvor definierte Trendmarken unterschritten werden. Allerdings handelt es sich dann nicht mehr um ein Buy-and-Hold-Portfolio. Und der Anleger steht vor dem Problem bzw. der Frage, wann er wieder in den Markt einsteigen soll.

Ob konservativ oder risikobereit: Sehr günstige ETFs für Ihr optimales Depot

ETF

ISIN

Kosten

Aktien

  

Xtrackers DAX    

LU0274211480

0,09 %

Invesco MDAX    

IE00BHJYDV33

0,19 %

Xtrackers Euro Stoxx 50    

LU0380865021

0,09 %

Amundi Stoxx Europe 600    

LU0908500753

0,07 %

SPDR Core S&P 500    

IE00B5BMR087

0,03 %

AXA IM Nasdaq 100    

IE000QDFFK00

0,14 %

Vanguard FTSE Dev. Wor.

IE00BK5BQV03

0,12 %

Amundi MSCI World 1

IE000BI8OT95

0,12 %

SPDR MSCI All Country 2

  IE00B3YLTY66    

0,17 %

Xtrackers MSCI W. ex US 3

IE0006WW1TQ4

0,15 %

   

Unternehmens-Anleihen 4

  

iShares iBonds Dec 2025 Term EUR Corporate Bond

IE000GUOATN7

0,12 %

iShares iBonds Dec 2026 Term EUR Corporate Bond

IE000WA6L436

0,12 %

iShares iBonds Dec 2027 Term EUR Corporate Bond    

IE000H5X52W8

0,12 %

iShares iBonds Dec 2028 Term EUR Corporate Bond    

IE000264WWY0

0,12 %

iShares iBonds Dec 2029 Term EUR Corporate Bond    

IE000IHURBR0

0,12 %

iShares iBonds Dec 2030 Term EUR Corporate Bond    

IE000LX17BP9

0,12 %

   

Staatsanleihen

  

Xtrackers Eurozone Government Bond 5-7 Jahre    

LU0290357176

0,15 %

Xtrackers Eurozone Government Bond 5-7 Jahre    

LU1287023185

0,15 %

iShares Euro Government Bond 10-15 Jahre    

 IE00B4WXJH41    

0,15 %

Amundi J. P. Morgan Global Government Bond 5

LU1437016204    

0,20 %

iShares Global Government Bond 5

IE00BYZ28V50

0,20 %

   

Immobilien

  

Xtrackers Developed Europe Real Estate    

LU0489337690

0,33 %

iShares US Property Yield

IE00B1FZSF77

0,40 %

HSBC FTSE NAREIT Developed Markets

IE00B5L01S80

0,24 %

SPDR Dow Jones Global Real Estate

IE00B8GF1M35

0,40 %

VanEck Global Real Estate

NL0009690239

0,25 %

   

Gold 6

  

Euwax Gold

DE000EWG0LD1

0,00 %

Xetra-Gold

DE000A0S9GB0

0,00 %

Xtrackers IE Physical Gold ETC Securities

DE000A2T0VU5

0,11 %

Amundi Physical Gold

FR0013416716

0,12 %

Wisdom Tree Core Physical Gold

JE00BN2CJ301

0,12 %

   

Bitcoin 6

  

21Shares Bitcoin Core ETP

CH1199067674

0,21 %

CoinShares Physical Bitcoin

GB00BLD4ZL17

0,25 %

Wisdom Tree Physical Bitcoin

GB00BJYDH287

0,25 %

Invesco Physical Bitcoin

XS2376095068

0,25 %

Fidelity Physical Bitcoin ETP

XS2434891219

0,35 %

Auswahl: ETFs mit sehr geringer oder der geringsten Total Expense Ratio (TER/Kosten) / alle ETFs physisch replizierend und mit mindestens 100 Millionen Euro Volumen.
1 Industrieländer weltweit / 2 Industrie- und Schwellenländer weltweit / 3 Industrieländer ohne USA /
4 ETF mit Unternehmensanleihen, die zum genannten Zeitpunkt fällig werden und danach das investierte Kapital ausbezahlen – es gibt von Xtrackers ebenfalls eine ETF-Reihe mit noch längeren Laufzeiten /  5 gemischte Laufzeiten / 6 Zertifikate sind mit Gold bzw. Bitcoin physisch besichert
Quelle: justetf.com / Stand: 9.3.2025 / Recherche: Jürgen Lutz

Finanz-Chinesisch im Klartext

  • Asset Allocation: Der englische Begriff „Asset Allocation“ bezeichnet die Aufteilung des Vermögens auf unterschiedliche Anlageklassen. Die wichtigsten Anlageklassen, die prinzipiell allen Anlegern zugänglich sind, sind Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen, Immobilien (auch in Form von ETF) sowie Gold und Bitcoin. Die Anlageklasse „Private Equity“ hingegen ist meist nur ausgewählten Investoren, vor allem aus dem institutionellen Bereich, zugänglich.

  • Diversifikation: Unter Diversifikation verstehen Anlageprofis die Kombination unterschiedlicher Anlageklassen auf eine Weise, die entweder das Risiko des Gesamtdepots senkt oder dessen Rendite erhöht. Die vermutlich unerreichbare Idealvorstellung beim Thema Diversifikation ist es, das Risiko zu senken undgleichzeitig die Rendite zu erhöhen.Korrelation: Unter Korrelation wird die Beziehung von Anlageklassen untereinander verstanden, die auf einer Skala von -1 bis +1 abgebildet wird. Bei +1 entwickeln sich diese Anlageklassen genau gleich, bei 0 sind sie komplett unabhängig voneinander und bei -1 gewinnt eine der Anlageklassen so viel hinzu, wie eine andere verliert. Ein gut diversifiziertes Portfolio vereint Anlageklassen, die sich möglichst unabhängig voneinander entwickeln. Gold und Euro-Staatsanleihen zum Beispiel haben eine (sehr) geringe Korrelation zum Aktienmarkt.

  • Korrelation: Unter Korrelation wird die Beziehung von Anlageklassen untereinander verstanden, die auf einer Skala von -1 bis +1 abgebildet wird. Bei +1 entwickeln sich diese Anlageklassen genau gleich, bei 0 sind sie komplett unabhängig voneinander und bei -1 gewinnt eine der Anlageklassen so viel hinzu, wie eine andere verliert. Ein gut diversifiziertes Portfolio vereint Anlageklassen, die sich möglichst unabhängig voneinander entwickeln. Gold und Euro-Staatsanleihen zum Beispiel haben eine (sehr) geringe Korrelation zum Aktienmarkt.

  • Risk-Reward-Ratio: Darunter verstehen Vermögensprofis den potenziellen Gewinn (Reward) eines Investments im Verhältnis (Ratio) zu dessen potenziellem Verlust (Risk). Es ist zu beachten, dass der mögliche Gewinn zwangsläufig auf einer Einschätzung beruht. Lediglich das Risiko lässt sich kontrollieren, indem zuvor ein Punkt definiert wird, bei dem der Anleger verkaufen wird. Ein solcher Stopp Loss genannter Ausstiegspunkt ist bei einzelnen Aktien aufgrund ihrer höheren Volatilität sinnvoll bzw. geboten.

  • Volatilität: Darunter werden die Schwankungen nach oben und unten verstanden, die eine Anlageklasse oder ein Wertpapier in der Vergangenheit an den Tag gelegt hat. Beim Bitcoin oder manchen Aktien ist diese Schwankungsbreite deutlich höher als bei kurzlaufenden Staatsanleihen. Um ein Depot nicht in eine Schieflage zu bringen, gilt der Grundsatz: Je höher die Schwankungen eines Investments sind, desto geringer sollte sein Anteil im Depot ausfallen.

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