Investment-Check: Nicht alle Eier in einen Korb legen
D&W RedaktionWarum beim Investieren die Weisheit „nicht alle Eier in einen Korb legen“ gilt, erläutert Finanzberater Ralf Müller.
Ein guter Freund erzählte mir, dass er nach seiner Hochzeit – vor 15 Jahren – von einem Bekannten den heißen Tipp bekam, seine monetären Hochzeitsgeschenke in Höhe von 15.000 Euro in Bitcoins zu investieren. Es hieß, dass er damit eine super Chance hätte, sehr viel Geld zu verdienen.
Der Kurs für einen Bitcoin lag damals bei 0,22 Euro. Folglich hätte mein Bekannter 68.181,8 Bitcoins für seine 15.000 Euro erhalten – der heutige Wert wäre etwa 5,4 Milliarden Euro. Um es einmal vorwegzunehmen: Er hat diese Spekulation nicht getätigt und dieses „eine Ei“ nicht in „seinen Korb“ gelegt. Es hätte ja bedeutet, mit dem Familiengeld zu spekulieren und das Risiko alles zu verlieren, war zu präsent.
Begeben wir uns auf ein Gedankenexperiment: Wäre er heute Milliardär, wenn er dieses Überraschungsei damals in seinen Korb getan hätte? Bestimmt nicht. Meine Prognose ist, dass sobald der Wert der Hochzeitsgeschenke sich verdoppelt hätte, wäre er freudig und stolz mit 15.000 Euro Gewinn aus der Spekulation raus gegangen. Raus aus den ruhelosen Nächten mit den plagenden Gedanken, dass es auch nur eine „Blase“ sein könnte und das Geld am Ende doch weg ist.
Jeder wünscht sich und sucht diese eine große Chance, die den großen Gewinn abwirft. Leider ist die Wahrscheinlichkeit extrem gering, dass wir dieses „Überraschungsei“ finden. Sollte es gelingen, so bleibt man in der Regel nicht lange genug investiert, da es einem häufig „ungeheuer“ wird.
Es gibt jedoch die Möglichkeit des „richtigen Investierens“, die zugleich höchstmögliche Sicherheit bietet und dem Überraschungsei – das relativ sicher dabei ist - ermöglicht, sich in Ruhe zu entfalten.
Aber wie geht das? Lassen Sie es mich als „Eierkorb-Investmenttheorie“ beschreiben.
Die Eierkorb-Investmenttheorie
Zuerst nimmt man rote, grüne und blaue Körbe. Rote Körbe für Aktien – grüne Körbe für Anleihen – blaue Körbe für Immobilien, Edelmetalle und Sonstiges. Wie viele Körbe welcher Farbe brauchen Sie? Da Aktien langfristig die höchsten Renditen bringen, aber kurzfristig hohe Schwankungen haben, muss jeder für sich selbst definieren, welchen Anteil seines Kapitals er in die roten, grünen und blauen Körbe füllt (Risiko/Risikotragfähigkeit des Anlegers).
Es stellt sich die Frage, wie viele der z. B. roten Körbe brauchen Sie? Einen Korb mit Eiern (Aktien) aus Amerika, einen mit Aktien aus Europa, einen aus Asien, einen aus den Schwellenländern … usw. - am besten die ganze Welt. In den einzelnen Körben sollten wir jetzt nicht versuchen selbst zu entscheiden, welche die richtigen Aktien in den einzelnen Regionen sind, sondern möglichst den gesamten Markt abdecken.
Hintergrund
Sollte ein Ei zerbrechen oder gar ein ganzer Korb herunterfallen, so gibt es stets noch die anderen Eier und auch die anderen Körbe, die diesen Wegfall ausgleichen.
Was bedeutet das für Ihre Kapitalanlage?
Wie gelangt man von diesem österlichen Korbbildnis zu einer sehr guten Kapitalanlage? Gedanklich transferieren wir die Körbe in breit aufgestellte ETF-Fonds mit geringen Kosten und hoher Partizipation der Erträge der Märkte. Idealerweise nehmen wir für jeden Korb einen ETF oder binden maximal kleine Gruppen davon zusammen. Viele denken, dass man sich das Sparen kann und einfach einen MSCI World ETF Fonds nehmen kann: Ein ETF und die ganze Welt ist drin.
Leider nein. Im MSCI World Index sind nur etwa 1.400 Unternehmen enthalten. Fast 75 % des Aktienvolumens sind in Amerika investiert, fast 25 % in Informationstechnologie. Die Auswahl der „Eier“ oder Körbe wäre somit nicht hinreichend, um von der „richtigen Investition“ zu sprechen.
Mein Rat
Ich rate Anlegern stets, was 1605 bereits bekannt war: Seien Sie weise, sorgen Sie vor und legen Sie nicht alle Eier in einen Korb. Aufgrund der Vielzahl der Investitionsmöglichkeiten und zur Einschätzung Ihres Risikowunsches holen Sie sich einen unabhängigen Fachmann an Ihre Seite, der Sie dazu berät und bei der Eierauswahl und -verteilung behilflich ist.
Ralf Müller
Ralf Müller ist seit über 35 Jahren mit der Finanzberatung von Zahnärzten betraut. Er ist unabhängiger Honoraranlageberater und Finanzplaner für Zahnärzte.
www.honorarfinanz.ag
r.mueller@honorarfinanz.ag
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