Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Kolumne „Bitte lächeln!“

Schamiem, hast du Auszubildende in deiner Praxis?

Klar! Ich habe aktuell zwei Auszubildende – eine ist im 3. Ausbildungsjahr, die zweite ist bereits fast zwei Jahre bei mir. Im Oktober kommt eine neue, da meine erste dann ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben wird.

Juliane, und du?

Ja, ich habe aktuell zwei Auszubildende. Eine im 2. Lehrjahr und eine kurz vor der Abschlussprüfung. Wie kam es denn dazu, dass du Auszubildende hast?

Viele Wege führen zur Auszubildenden

Bei mir war es eher ein Zufall, beziehungsweise Wink des Schicksals. Meine erste Auszubildende stellte sich in der Praxis für ein Schülerpraktikum vor. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, ob sie lieber in die Ergotherapie oder Zahnmedizin gehen würde.  Ich nahm sie als Praktikantin bei uns an und stellte dann schnell fest, dass sie talentiert war und einfach in unser Team passen würde. Kurz vor Ende ihres Praktikums fragte ich sie initiativ, ob sie nicht bei mir eine Ausbildung anfangen möchte. Ich schrieb auf ihr Auswertungsschreiben der Schule, dass ich ihr eine Stelle anbiete und bewertete sie mit einer 1. Und so kam dann eines zum anderen. Sie fühlte sich bei uns wohl und unterschrieb den Vertrag. Bis heute ist sie bei uns und wir kommen sehr gut zurecht.

Und wie kam es dann zu der zweiten Auszubildenden?

Meine zweite Azubine stellte sich bei mir vor, als sie bereits am Ende ihres 2. Lehrjahres war. Sie war in ihrer aktuellen Praxis unglücklich und kam über einen befreundeten Patienten auf unsere Praxis. Obwohl wir eigentlich voll belegt waren, wollte ich ihr gern die Chance geben, ihre Ausbildung zu beenden, um nicht vielleicht sogar ganz den Spaß am Beruf zu verlieren. Mittlerweile ist sie schon seit einem Jahr bei uns und steht kurz vor ihrer Abschlussprüfung.

Auszubildende einzustellen ist durchaus attraktiv

Schamiem, was reizt dich denn daran, in der Praxis auszubilden?

Ganz einfach – in Zeiten des Fachkräftemangels ist dies für mich die beste Möglichkeit, mir mein eigenes Personal für die nächsten Jahre zu schaffen. Während der Praxisgründungsphase war das Personal für mich ein Punkt, den ich völlig falsch eingeschätzt habe. Klar – ich wurde von Freunden und Kollegen gewarnt, à la „Unterschätze das Thema Personal nicht!“ oder „Das schwierigste Thema, nämlich das Personal, steht dir noch bevor!“. Hier war ich sicherlich wie viele andere viel zu naiv! Seiten wie Indeed etc. werden es schon richten, dachte ich. Kurz mal in die Facebook-Gruppen schreiben und die Bewerbungen werden schon kommen! Ja, Bewerbungsschreiben kamen schon – aber häufig die Bewerberinnen nicht zum Vorstellungsgespräch!

Wie froh ich bin, dass direkt über meiner Praxis ein Berufsfindungszentrum eröffnet hat, aus dem ich bisher nur tolle Persönlichkeiten für mein Unternehmen gewinnen konnte! Und, seien wir mal ehrlich, aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist eine Auszubildende für uns Unternehmer auch sehr attraktiv!

Den Auszubildenden Spaß an der Arbeit vermitteln

Würdest du wieder ausbilden, Juliane?

Ja, genau so! Ich muss sagen, dass ich großes Glück mit meinen Auszubildenden habe und ein Stück weit hat das Schicksal seinen Teil dazu beigetragen. Ich kann jedem nur raten, den Anwärtern Spaß an der Arbeit zu vermitteln und sie in das Team einzubeziehen, sodass sie sich aufgehoben fühlen.

Gab es Probleme mit den anderen Angestellten?

Ich muss sagen, dass es am Anfang reibungslos lief und sich dann nach einer gewissen Zeit eine gefährliche Routine eingeschlichen hatte. Die ZFAs waren unzufriedener, da die Auszubildenden ihrer Meinung nach zu wenig Eigeninitiative gezeigt haben oder aber Aufgaben weggeschnappt haben, die sie sonst übernommen hätten. Ich habe in dieser Zeit Einzelgespräche mit jedem Mitarbeiter geführt und somit jeden wieder auf seiner Position gestärkt. Eine gewisse Hierarchie im Team ist wichtiger als man denkt, um am Ende eine Grundzufriedenheit zu erreichen.

 

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Unsere Kolumnistinnen: Dr. Juliane Becker ist Zahnärztin und hat 2018 eine Bestandspraxis in Dießen am Ammersee übernommen.

Dr. Schamiem Stumpfe ist Kieferorthopädin und hat seit Dezember 2019 ihre kieferorthopädische Praxis in Starnberg.

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