Welche Vorteile die Vier-Tage-Woche haben kann - auch in der Zahnarztpraxis
Judith MeisterGlücklichere und gesündere Mitarbeiter bei gleicher Produktivität: Eine Pilotstudie der Universität Münster belegt, dass eine Vier-Tage-Woche deutliche Vorteile bieten kann. Doch ist das Modell auch in Zahnartpraxen machbar?
Dass die vielbeschworene Work-Life-Balance gerade im Gesundheitswesen oft zu kurz kommt, ist kein Geheimnis. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sind Überstunden und erschöpfte Mitarbeiter in Arztpraxen keine Seltenheit.
Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, wenn sich ZFA und angestellte Zahnärzte flexiblere oder sogar verkürzte Arbeitszeiten wünschen. Doch lässt sich dieser Wunsch im Praxisalltag erfüllen, ohne dass die Qualität der Versorgung leidet?
Vier-Tage-Woche auf Probe in 45 Unternehmen
Dieser Frage sind Wissenschaftler der Universität Münster nachgegangen. Für das Forschungsprojekt arbeiteten Forscher des Lehrstuhls für Transformation der Arbeitswelt mit mehreren externen Partnern zusammen und untersuchten die Arbeitswirklichkeit von 45 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen – darunter auch Gesundheits- und Sozialdienste.
Gemessen an der Arbeitnehmerzahl war ein breites Spektrum an Arbeitgebern vertreten, die Einzelpraxen ebenso abbilden wie große MVZ oder Kliniken. Allen Unternehmen gemein war der Wunsch, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und die Gesundheit der Belegschaft zu verbessern, ohne Produktivitätseinbußen zu erleiden. Dafür führten sie testweise für ein halbes Jahr die Vier-Tage-Woche ein und ließen sich dabei von den Münsterschen Wissenschaftlern begleiten.
Arbeitnehmer mit 4-Tage-Woche sind zufriedener
In den Befragungen gaben die beteiligten Arbeitnehmer an, deutlich zufriedener mit ihrem Leben zu sein. Per Fitness-Tracker gemessene Gesundheitsdaten belegten zudem eine Verringerung der Stressminuten sowie eine Erhöhung der wöchentlichen körperlichen Aktivität und des Schlafpensums. Dennoch war die Produktivität in der Regel mindestens gleichgeblieben.
Studienleiterin Julia Backmann zieht daher ein positives Fazit, was die grundsätzliche Machbarkeit der Vier-Tage-Woche angeht. Mit Blick auf den Wunsch, sich als besonders attraktiver Arbeitgeber darzustellen, gibt sie jedoch zu bedenken, dass der wohl verloren ginge, wenn jetzt jedes Unternehmen die Vier-Tage-Woche anbieten würde. Ein Allheilmittel gegen den Fachkräftemangel könne die Vier-Tage-Woche daher nicht sein.
Studienergebnisse nicht auf den gesamten Arbeitsmarkt übertragbar
Zudem sei die Studie nicht auf den gesamten Arbeitsmarkt übertragbar. Eine wichtige Einschränkung besteht zum Beispiel darin, dass die Teilnahme an der Studie freiwillig war, also nur Arbeitgeber mitmachten, die der Idee der Vier-Tage-Woche bereits offen gegenüberstanden.
Dennoch kann die Studie auch in Zahnarztpraxen einen Anstoß dafür geben, über innovative Dienstplanmodelle nachzudenken, die die Versorgung der Patienten sicherstellen – aber gleichzeitig die Belegschaft entlasten.
Für niedergelassene Ärzte hat der Virchow-Bund bereits vor einiger Zeit mit einem solchen Vorstoß von sich reden gemacht.