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Praxis

Zu diesem Schluss kommen PD Dr. Julia Brailovskaia und ihr Team vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum und dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit im Rahmen ihrer Untersuchung [1].

Privater Social-Media-Konsum und Arbeitszufriedenheit

Um den Zusammenhängen zwischen Social Media und Arbeitszufriedenheit auf den Grund zu gehen, startete das Team ein Experiment: Insgesamt 166 Personen, die einer Teil- oder Vollzeitbeschäftigung in verschiedenen Sektoren nachgingen und mindestens 35 Minuten täglich nicht arbeitsbezogen Social-Media-Kanäle nutzten, nahmen daran teil.

Die Teilnehmenden wurden zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe änderte an ihrer -Nutzung nichts. Die andere Gruppe reduzierte die täglich in Sozialen Kanälen verbrachte Zeit für sieben Tage um 30 Minuten täglich.

Schon eine Woche weniger Social Media zeigt deutliche Wirkung

Vor Beginn des Experiments, am Tag danach und eine Woche später füllten die Teilnehmenden verschiedene Fragebögen online aus, die Aufschluss über ihre Arbeitsbelastung, ihre Arbeitszufriedenheit, ihr Engagement, ihre psychische Gesundheit, ihr Stressempfinden, das Gefühl, etwas zu verpassen (Fear of Missing Out) und ihr Social-Media-Suchtverhalten gaben.

„Wir konnten schon nach dieser kurzen Zeit belegen, dass sich bei der Gruppe, die 30 Minuten weniger täglich in Sozialen Kanälen verbrachte, die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit deutlich verbessert haben“, berichtet Julia Brailovskaia. „Die Versuchspersonen in dieser Gruppe fühlten sich weniger überarbeitet und waren engagierter bei der Arbeit als die Kontrollgruppe.“ Auch das Gefühl, etwas zu verpassen, sank.

Die Effekte hielten nach dem Ende des Experiments mindestens eine Woche an und steigerten sich in dieser Zeit teils sogar noch. Die Probanden, die ihre tägliche Social-Media-Nutzung verringert hatten, blieben auch nach einer Woche freiwillig dabei.

Mehr Zeit für gute Arbeit und für die Kollegen

Die Forschenden vermuten, dass eine verringerte Nutzung Sozialer Medien den Probanden einerseits mehr Zeit für Arbeitsaufgaben verschaffte, sodass das Gefühl der Überarbeitung sank, und andererseits eine geteilte Aufmerksamkeit verringerte. „Mit ständiger Ablenkung von einer Aufgabe kann unser Gehirn nicht gut umgehen“, erklärt Julia Brailovskaia. „Wer sich häufig unterbricht, um in Social Media auf dem neusten Stand zu bleiben, erschwert sich das konzentrierte Arbeiten und erreicht schlechtere Resultate.“

Zudem hält die in Social Media verbrachte Zeit Menschen möglicherweise davon ab, in Kontakt mit ihren Kollegen im echten Leben zu treten, was zur Entfremdung führen kann. Verringert sich die Zeit in Sozialen Medien, könnte sich dieser Effekt verringern.

Die Ergebnisse der Studie stehen in Einklang mit vorangegangenen Arbeiten der Gruppe, die zeigten, dass schon die Reduktion von 20 bis 30 Minuten täglicher Nutzung depressive Symptome verringerte und die psychische Gesundheit verbesserte.

[1] Julia Brailovskaia, Isabel Becherer, Vanessa Wicker, Holger Schillack, Jürgen Margraf: Less Social Media Use – More Satisfied, Work-Engaged and Mentally Healthy Employees: an Experimental Intervention Study, in: Behaviour & Information Technology, 2023, DOI: 10.1080/0144929X.2023.2286529,

Quelle: Ruhr Universität Bochum über idw