Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Zahnmedizin

Für die Patienten mit der höchsten Krankheitslast und hohem Therapiebedarf sollten die Potenziale der Vorsorge besser ausgeschöpft werden. Die Prävention in dieser Patientengruppe zu verstärkten, könnte zahnärztliche Eingriffe vermeiden und zugleich den Wirtschaftlichkeitsaspekt in der Versorgung stärken.

Zahnersatz und Bildung hängen zusammen

Dem Zahnreport gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand und der besonders häufigen Versorgung mit Zahnersatz. Unter den Versicherten mit Diplom oder Magister-Abschluss gibt es im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt rund 35 % weniger Personen mit hoher Inanspruchnahme von Zahnersatz. Das weist auf deutlich weniger stark ausgeprägte Schäden hin. „Der Zahnreport belegt eindrücklich, dass solche Faktoren bei der Analyse und Planung prophylaktischer und therapeutischer Leistungen berücksichtigt werden sollten“, sagt der Vorstandsvorsitzende der BARMER, Prof. Dr. med. Christoph Straub.

Prävention auf Gruppen mit hohem Therapiebedarf fokussieren

Einige Versichertengruppen haben etwa bei Zahnersatz und Kronen einen hohen Therapiebedarf und verursachen somit hohe Kosten. Dazu zählen zum Beispiel etwa 84.000 Versicherte zwischen 65 und 74 Jahren, bei denen für die Kasse in zehn Jahren durchschnittlich Ausgaben von ca. 2.500 Euro anfallen.

Die Ausgaben für Zahnersatz und Kronen steigen mit zunehmendem Alter. So benötigten bei den 45- bis 54-Jährigen in einem Zeitraum von 10 Jahren mehr als 60 % der Versicherten Zahnersatz. Bei den 65- bis 74-Jährigen wurde bei mehr als 75 % der Versicherten Zahnersatz eingegliedert.

Eigenverantwortliche Mundhygiene als Ziel der Prävention

Obwohl der Report auf eine vergleichsweise stabile Mundgesundheit bei vielen Versicherten hindeutet, wird offensichtlich ein Teil der Bevölkerung von präventiven Maßnahmen und nachhaltiger Versorgung noch nicht erreicht. „Um den hohen und kontinuierlichen Therapiebedarf bei Patienten mit hoher Krankheitslast zu verringern, ist ein weiter verbesserter Zugang zu professionellen Mundhygiene-Unterweisungen wünschenswert, insbesondere bei Erwachsenen“, sagt Prof. Dr. Michael Walter von der Technischen Universität Dresden, Autor des BARMER-Zahnreports. Das Ziel von Prävention müsse die Aufklärung und Anleitung zu einer eigenverantwortlichen und effektiven Mundhygiene sein.

Deutliche Ost-West-Unterschiede

Der Anteil der Versicherten, die häufig Füllungen benötigten, liegt in Ostdeutschland um 42 % über dem Bundesschnitt. Die Unterschiede in der Versorgung in Ost und West deuten darauf hin, dass in den ostdeutschen Bundesländern eine konservierende Zahnmedizin gegenüber einer zahnersatzbetonten Versorgung im Westen überwiegen könnte.

Hintergründe zum BARMER Zahnreport 2023

Für den Zahnreport wurden auf Basis von Abrechnungsdaten erstmals über ein Jahrzehnt hinweg lückenlos Behandlungsverläufe von etwa 2,7 Millionen Versicherten der Altersgruppen 25 bis 34 Jahre, 45 bis 54 Jahre und 65 bis 74 Jahre analysiert. Auf dieser wissenschaftlich abgesicherten Grundlage lassen sich künftig präzisere Präventionsmaßnahmen als bislang entwickeln, um dauerhaft eine möglichst nachhaltige Versorgung sicherstellen.

Den BARMER Zahnreport 2023 als PDF finden Sie hier.

Quelle: BARMER