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Zahnmedizin

Internistische Notfälle können zur Herausforderung werden. Schnelle Entscheidungen und rasches Handeln sind dann gefragt. Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat zusammen mit der ThreeDee GmbH aus München vor gut vier Jahren das VR-basierte Trainingsprogramm für internistische Notfälle „STEP-VR“ entwickelt.

Seine Premiere als offizieller Bestandteil des Medizinstudiums an der JMU hatte das Programm im Herbst 2020. Das Kleingruppenseminar war die erste VR-basierte Lehrveranstaltung für Studierende der Humanmedizin deutschlandweit. Jetzt haben die Verantwortlichen untersucht, ob STEP-VR tatsächlich den von ihnen erhofften Nutzen mit sich bringt. In der Fachzeitschrift Multimedia Systems haben sie die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlicht.

Virtual Reality kommt gut an: beachtlicher Lernerfolg, hohe Motivation

Rund 230 Studierende wurden im Rahmen der Studie befragt. Die Aspekte waren Akzeptanz, Nebenwirkungen, Stress-Erleben und der subjektiv empfundene Lernerfolg. „Dabei zeigte sich, dass die VR-basierte Lehrveranstaltung bei den Studierenden auf hohe Akzeptanz stieß und zu einem beachtlichen subjektiven Lernerfolg und hohem Motivationszuwachs führte“, fasst Dr. Tobias Mühling das zentrale Ergebnis der Studie zusammen. Mühling ist Facharzt und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung des Universitätsklinikums Würzburg und leitet dort die Arbeitsgruppe „Virtual Reality-Simulation im Medizinstudium“. Die Studie hat er gemeinsam mit Professorin Sarah König, Studiendekanin der medizinischen Fakultät und Leiterin des Instituts, durchgeführt.

Die Zustimmungswerte und Begeisterung für die Lehrmethode waren insgesamt sehr hoch, ebenso die Motivation im Vorher-Nachher-Vergleich. „Das Konzept scheint einen Nerv der Studierenden zu treffen“, so Mühling.

VR-Training als fest etablierte Lehrmethode

Der Einsatz von VR im Medizinstudium wurde bisher nur in kleinen Gruppen und in freiwilligen Veranstaltungen untersucht. Die Würzburger Studie beruht erstmals auf einem repräsentativen, großen Datensatz von Medizinstudierenden. Darunter befanden sich auch Studenten, die der Technologie kritisch gegenüberstanden. Dass sich die befragten Studierenden einen hohen Lernerfolg attestieren, freut König und Mühling.

Die VR-Lehrveranstaltung für Notfallmedizin ist seit 2020 fest in das Curriculum an der Uni Würzburg implementiert. Der Nutzen liegt nach Mühlings Worten auf der Hand: „VR-basierte Lehrmethoden in der Medizin – insbesondere wie im vorliegenden Beispiel im Fachgebiet Notfallmedizin – können das Fachwissen und die Praxisfertigkeiten angehender Ärzte verbessern und die Belastung des Personals reduzieren.“ Damit trage die Methode – und die begleitende Forschung – langfristig zu einer besseren Patientenversorgung und mehr Resilienz beim involvierten Personal bei.

Weitere Einsatzmöglichkeiten von VR im Medizinstudium in Planung

Das Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung der Würzburger Universitätsmedizin wird deshalb auch in Zukunft den Einsatz von VR-Programmen im Medizinstudium intensiv begleiten. „Wir arbeiten gerade daran, das VR-Programm auch zur Erfassung von Kompetenzen in praktischen Prüfungen einzusetzen. Darüber hinaus wollen wir einen Multiplayer-Modus integrieren und damit standortübergreifende interprofessionelle Lehre auf Basis von VR ermöglichen“, erklärt Mühling. „In Anbetracht der vorgesehenen Weiterentwicklung des Medizinstudiums mit verstärktem Fokus auf die interprofessionelle Zusammenarbeit ist dies ein sehr wichtiger Schritt“, ergänzt König.

Auch eine weitere wissenschaftliche Studie läuft bereits. Diese soll dann den Lernzuwachs objektiv erfassen.

Originalpublikation: Virtual reality in medical emergencies training: benefits, perceived stress, and learning success. Tobias Mühling, Isabelle Späth, Joy Backhaus, Nathalie Milke, Sebastian Oberdörfer, Alexander Meining, Marc Erich Latoschik & Sarah König. Multimedia Systems (2023)

Was ein Student über die Zukunft der Zahnmedizin denkt, erfahren Sie in diesem Beitrag.