Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Zahnmedizin

Übersensibel. Nicht belastbar. Unfähig, Kritik zu ertragen: Diese Attribute schreiben Kritiker vielfach den Millenials zu – und damit auch den heutigen Studenten der Zahnmedizin. Doch sind diese Vorwürfe an die „Generation Schneeflocke“ tatsächlich gerechtfertigt?

Auf den ersten Blick scheint eine Umfrage des Studierendenparlaments des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte die These der fragilen jungen Leute zu bestätigen. Die Befragten kritisieren darin nicht nur den rauen Umgangston an der Uni, sondern auch Dauerstress, unfaire Bewertungen und eine hohe psychische Belastung. Doch wie aussagekräftig sind diese Zahlen?

Umfrage nicht repräsentativ, aber bemerkenswert

Insgesamt nahmen 14 % aller Zahnmedizinstudierenden in Deutschland an der Erhebung teil, die auf einem Leitfaden des Instituts für Leadership und Organisation der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung fußte.

Dass 44,5 % der Befragten angaben, von ihrem Umfeld schon auf ihre mentale Gesundheit angesprochen worden zu sein, ist in jedem Fall beachtlich. Gleiches gilt für die Tatsache, dass 11,8 % der Befragten wegen ihrer Probleme im Studium in psychologischer Behandlung sind.

Ob diese Zahlen nun ein Indikator dafür sind, dass heutige Studierende weniger belastbar sind, ob vor allem unzufriedene Studenten an der Befragung teilgenommen haben oder ob die Zahnmediziner der nächsten Generation bestimmte Missstände einfach nicht mehr hinnehmen wollen, lässt sich wahrscheinlich nicht abschließend ermitteln. Die aktuellen Zahlen sind in jedem Fall ein Alarmsignal und Anlass genug, die Studienbedingungen an den zahnmedizinischen Fakultäten noch einmal zu überprüfen.

Wunsch nach mehr Einfluss und Fairness

So glaubt nicht einmal jeder fünfte Befragte (19,8 % der Teilnehmer), Einfluss auf die Gestaltung des Studiums zu haben. Vielmehr monieren die Studenten „undurchsichtige Planungen der Stundenpläne, kurzfristige Ankündigungen von Testaten und willkürliche Bewertungen ihrer praktischen Leistungen“. Alles in allem sei das „Gefühl der limitierten Selbstwirksamkeit“, vorherrschend. Das Gefühl, ihr Potenzial im Studium voll ausschöpfen zu können, haben laut Umfrage 15,9 % der Befragten.

Auch beim Thema Fairness ist noch Luft nach oben. Die Frage, ob sie sich aufgrund persönlicher Faktoren schon einmal benachteiligt gefühlt hätten, bejahte fast die Hälfte der Teilnehmer mit Migrationshintergrund. Sortiert nach Geschlecht bejahten die Frage 23,1 % der Studenten und 29,9 % der Studentinnen.

Lehrkultur lässt zu wünschen übrig

Viele beklagten zudem einen rauen Umgangston und Schikanen sowie das Gefühl, von Assistentinnen und Assistenten nicht ernst genommen zu werden. Mit Blick auf die Lehrkultur gibt zwar sehr unterschiedliche Bewertungen. Vielfach wird jedoch zu wenig Lob beklagt, auch seien die Studierenden oft sehr auf sich allein gestellt. 51,7 % der befragten Zahnmedizinstudierenden gaben zudem an, im Studium bereits von einer Lehrperson angeschrien oder beleidigt worden zu sein

Entsprechend haben 46,8 % der Zahnmedizinstudierenden schon einmal ernsthaft überlegt, ihr Studium abzubrechen. Ein Viertel der Befragten gab zudem an, schon einmal Medikamente genommen zu haben, um dem Druck standzuhalten.

Wie ein Zahnmedizin-Student über die Zukunft seines Berufs denkt, lesen Sie in diesem Beitrag: Was denkt ein Student über die Zukunft der Zahnmedizin?