Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
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Viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte stehen nach dem Studium vor der Entscheidung: lieber in die Festanstellung gehen oder eine eigene Praxis gründen? Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Kriterien für diese Wahl?

Max Drexler: Die Chance, mit einer eigenen Praxis mehr Geld verdienen zu können, wäre ein naheliegendes Hauptargument für die Selbstständigkeit. Oftmals ist es aber anders. Denn der eigene Chef bzw. die eigene Chefin zu sein, sich kreativ und gestaltend einbringen zu können sowie Behandlungskonzepte selbst bestimmen zu können, ist ebenfalls ein starkes Argument für die Selbstständigkeit – genauso wie die Möglichkeit, die Arbeitszeit flexibel einzuteilen und die eigene Persönlichkeit mit den individuellen Stärken voll zur Geltung zu bringen. All das sind zusätzliche wichtige Kriterien für die Entscheidung zugunsten einer eigenen Praxis.

Standortwahl – Stadt oder Land?

Gerade in ländlichen Regionen gibt es einen Ärztemangel, während in Städten oft ein Überangebot herrscht, das gilt auch für den Dentalbereich. Wie sollte man als Zahnärztinnen und Zahnärztestrategisch an die Standortwahl herangehen?

Max Drexler: Angesichts der spezifischen Vor- und Nachteile ist genau abzuwägen, was das Richtige für einen selbst ist – und sich für die Entscheidung auch die nötige Zeit zu lassen. In diesem Zusammenhang stellen sich auch weitere Fragen wie z. B. nach der Marktgröße, dem potenziellen Patientenkreis, der Wettbewerbersituation, der Infrastruktur vor Ort, der Verfügbarkeit von Personal und, und, und … Fragen aber, mit denen wir Sie mit unserer langjährigen Expertise natürlich nicht allein lassen!

Finanzielle Hürden bei der Praxisgründung

Die finanziellen Hürden einer Praxisgründung wirken oft abschreckend. Welche typischen Stolpersteine sehen Sie, und welche Finanzierungsmöglichkeiten werden häufig unterschätzt?

Max Drexler: Die richtige Ermittlung des Finanzbedarfs stellt sich oftmals als herausfordernd dar. Neben der Berechnung des Startkapitals ist auch der künftige private Finanzbedarf zu ermitteln. Wichtig ist, vorausschauend den „Finanzmantel“ nicht zu eng festzulegen, um bei regelmäßig vorkommenden, unerwarteten Bedarfen nicht das gesamte Projekt zu gefährden. Empfehlenswert ist, sich fachlichen Rat von einem kompetenten Bankpartner, einem gründungserfahrenen Steuerberater oder spezialisierten Praxisberater einzuholen.

Wenn Zahnärztinnen oder Zahnärzte eine Praxis übernehmen wollen – worauf müssen sie besonders achten, damit sich die Investition langfristig lohnt?

Max Drexler: Diese Frage pauschal zu beantworten, ist schwierig. Auch hier sind die bereits genannten Kriterien zur Marktanalyse, der Wettbewerbersituation, der vorhandenen Infrastruktur usw. zu beachten. Dazu kommt noch, in welchem Zustand sich die Praxis befindet, die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren, wie sich die Übergabe durch den Vorgänger bzw. die Vorgängerin gestaltet – und wie sich die Akzeptanz bei den bestehenden Patient:innen entwickelt.

Selbstständigkeit oder MVZ – was lohnt sich langfristig?

Die Gehälter im Angestelltenverhältnis sind heute oft attraktiver als früher, besonders in MVZs. Wie schätzen Sie die langfristige wirtschaftliche Perspektive für selbstständige Zahnärztinnen und Zahnärzte ein?

Max Drexler: Betrachtet man die aktuelle Situation am Gesundheitsmarkt, bestehen trotz herausfordernder Rahmenbedingungen (Bürokratie, Fachkräftemangel …) unter Berücksichtigung der zuvor genannten Überlegungen nach wie vor gute Aussichten, als niedergelassene Zahnärztin bzw. als niedergelassener Zahnarzt die eigene Praxis zum Erfolg zu führen.

Welche betriebswirtschaftlichen Kenntnisse es in Zahnarztpraxen braucht

Eine eigene Praxis bedeutet auch, unternehmerisch zu denken. Welche betriebswirtschaftlichen Kenntnisse sollten Ärztinnen und Ärzte unbedingt mitbringen oder sich aneignen?

Max Drexler: Im Vordergrund steht die medizinische Fachkompetenz. Als Zahnärztin oder Zahnarzt mit der eigenen Praxis selbstständig zu sein, bedeutet auch, ein gewisses Maß an Unternehmergeist und die damit verbundenen Qualifikationen und Neigungen mitzubringen. Vor allem bei den Fragen, die sich bei Gründung oder Übernahme einer Praxis ergeben. Welche Praxisform ist die richtige? Wie werden Verträge juristisch passend aufgesetzt? Wie gestaltet sich die Liquiditätsplanung, um Engpässe zu vermeiden – auch unter Berücksichtigung anstehender Steuerzahlungen? Was ist wichtig für eine gute Personalplanung? Ein spezialisiertes Team aus Bank- und Versicherungsberatern sowie auf Heilberufe ausgerichteten Anwalts- und Steuerkanzleien kann gerade in der Vorbereitung und in der Anfangsphase der Selbstständigkeit tatkräftig unterstützen.

Online-Marketing & Digitalisierung – Chancen für die Zahnarztpraxis

Digitalisierung und Online-Marketing spielen eine immer größere Rolle. Welche Möglichkeiten haben niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte, um sich von der Konkurrenz abzuheben?

Max Drexler: Hier gilt es natürlich, die berufs- und wettbewerbsrechtlichen Vorschriften einzuhalten, sich weitreichende Gedanken zur Differenzierung vom Wettbewerb zu machen und „das Ganze“ in einen zielführenden Marketingplan mit ausreichendem Budget zu integrieren. Dazu gehört eine gut gestaltete eigene Website und zunehmend auch die Präsenz in verschiedenen Kanälen der sozialen Medien. Auch hier gibt es Experten, die den Zahnärztinnen und Zahnärzten mit Rat zur Seite stehen.

MVZ oder Einzelpraxis – was ist zukunftsfähiger?

Der Trend zu Medizinischen Versorgungszentren (MVZs) ist unübersehbar. Wird die klassische Einzelpraxis langfristig aussterben, oder bleibt sie ein zukunftsfähiges Modell?

Max Drexler: Jede Niederlassungsform hat ihre Vor- und Nachteile – für Zahnärzt:innen wie auch für das Praxispersonal und die Patient:innen. Und jede Praxisform hat ihre Berechtigung, unter Berücksichtigung der finanziellen, steuerlichen, rechtlichen und organisatorischen Unterschiede.

Und zuletzt: Was würden Sie jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten raten, die sich mit dem Gedanken tragen, eine Praxis zu gründen, aber noch unsicher sind?

Max Drexler: Vor der Praxisgründung oder -übernahme gilt es, wichtige Fragen zu klären – von der Auswahl des Standorts bis zu den eigenen (unternehmerischen) Kompetenzen. Am besten setzen Sie sich mit den relevanten Einflussfaktoren und Kriterien für den Schritt in die Selbstständigkeit auseinander. Geben Sie sich die Zeit für eine fundierte Vorbereitung und holen Sie fachlichen Rat ein. Gerne stehen wir für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Aber auch unter deutsche-bank.de/healthcare gibt es einige Informationen zu „Praxis gründen“ – unter anderem mit hilfreichen Checklisten.

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