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Geldanlage

Das hat sicher jeder schon erlebt: Plötzlich ist das Auto kaputt, eine größere Reparatur am Haus ist fällig oder die Waschmaschine gibt den Geist auf. Kommen solche unerwarteten Ausgaben, dann kann das einen Haushalt schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Genau für solche Fälle sollte man immer eine eiserne Reserve haben. „Die sollte, so die ungefähre Faustregel, bei etwa sechs Monatsgehältern liegen“, informiert Georgios Passameras von der GAP Vermögensverwaltung GmbH in Köln.

Diese Faustregel bedeutet aber auch, dass der Notgroschen für jeden eine andere Höhe hat. „Wer zum Beispiel mehr verdient, hat in der Regel höhere Verpflichtungen und Ausgaben und muss mehr zurücklegen“, erklärt Manfred Rath von der KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg. „Und wer eine angeschlagene Gesundheit hat oder weiß, dass sein Arbeitgeber in finanziellen Schwierigkeiten steckt, bei dem sollte der Notgroschen ohnehin etwas höher sein.“ Wer wiederum in der eigenen abbezahlten Immobilie wohnt, braucht vermutlich etwas weniger.

Das alles ist leicht gesagt, doch wie baut man eine eiserne Reserve auf? „Im ersten Schritt empfehle ich ein Haushaltsbuch zu führen, um eine monatliche Finanzplanung zu machen“, erklärt Passameras. Auf diese Weise kann man sich einen Spielraum schaffen, um Geld auf die Seite zu bringen.

Im nächsten Schritt empfiehlt der Finanzexperte einen Dauerauftrag einzurichten. „Am besten ist es, das Geld jeweils zu Monatsbeginn per Dauerauftrag auf ein anderes Konto zu überweisen“, sagt er weiter. „Auf diese Weise kann man sicherstellen, dass man auch wirklich jeden Monat Geld auf die Seite legt.“ Dazu kommt: Wenn es auf einem anderen Konto liegt, greift man es nicht so schnell an.

Wenn es dann um das Parken der Liquidität geht, gibt es verschiedene Möglichkeiten. „Man könnte die eiserne Reserve zwar als Festgeld halten, um etwas mehr Zinsen zu bekommen, aber dann besteht das Risiko, dass man im Ernstfall nicht rankommt“, so Passameras. „Deshalb empfiehlt sich ein jederzeit liquides Tagesgeldkonto.“

Allerdings sollten Anleger dafür eine Bank wählen, die im Einlagensicherungsfonds ist. Für ein paar Basispunkte mehr sollte niemand ein unkalkulierbares Risiko eingehen. Eine Alternative ist ein Geldmarkt-ETF oder -Fonds, mit dem Anleger den kurzfristigen Zins im Euroraum bekommen. „Dieser kann über dem Tagesgeldsatz der Banken liegen, weshalb sich ein Vergleich lohnt“, sagt Passameras. „Jedoch muss man die dabei anfallenden Gebühren beachten.“

„Den Notgroschen auf dem Tagesgeld zu parken ist eine sehr sichere Sache“, sagt auch Rath. „Dafür ist die Verzinsung niedrig, weshalb die Inflation den realen Wert der gehaltenen Liquidität schnell auffressen kann.“ Deshalb bringt er noch eine andere Variante ins Spiel: „Ich halte die Anlage einer solchen eisernen Reserve am Aktienmarkt für eine interessante Alternative“, erklärt der Finanzexperte. Dabei zahlt ein Anleger über einen Sparplan regelmäßig zum Beispiel in einen breit diversifizierten Aktien-ETF ein. „Der Gedanke dahinter ist, dass man auf diese Weise eine ertragreichere Anlage hat und damit nicht nur den realen Wert des Notgroschen erhält, sondern zusätzlich Vermögen aufbauen kann“, erklärt Rath.

Doch was ist, wenn man an das Geld plötzlich heran muss? „Entweder hat man einen guten Ertrag erzielt und teilweise Gewinne realisiert“, so der Experte weiter. „Falls nicht, sollte man einen mit dem Depot besicherten Lombardkreditrahmen mit seiner Bank vereinbart haben.“ Auf diese Weise kann man sich temporär dringend benötigtes Geld leihen. „Das kostet zwar Zinsen, die bei einem Lombardkredit jedoch vergleichsweise niedrig sind, dafür aber entfallen die Opportunitätskosten, die man hat, wenn man den Notgroschen auf einem niedrig verzinsten Tagesgeldkonto parkt“, so Rath.

Und tatsächlich soll der Notgroschen ja nur für Notfälle sein. Und die treten in der Regel nicht laufend auf. Aus diesem Grund kann auch eine Anlage der Liquidität am Aktienmarkt zusammen mit einem Lombardkreditrahmen eine interessante Alternative sein.

Interview: „Eine gewisse Liquidität ist ratsam“

Im Rahmen der Vermögensaufteilung kann es sich lohnen, einen Teil liquide Mittel einzuplanen. Wie das funktioniert, wie viel das sein soll und was man damit machen kann, erläutert Georgios Passameras von der GAP Vermögensverwaltung. 

© V-Bank

Georgios Passameras von der GAP Vermögensverwaltung

Herr Passameras, welche Bedeutung hat das Halten von Liquidität im Portfoliokontext?

Georgios Passameras: Grundsätzlich ist es immer ratsam einen Teil des Portfolios als Liquidität zu halten. Wir nutzen solche liquiden Mittel dann zum Beispiel, um bei einem starken Kurseinbruch nachzukaufen oder um Opportunitäten am Markt zu nutzen. Wovon ich eher abrate ist das Markttiming, also zu versuchen, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden. Denn das ist schwierig bis unmöglich. Außerdem kostet das ständige Kaufen und Verkaufen Gebühren und das zehrt an der Rendite.

Kaufen Anleger denn bei Kursrückgängen nach?

Passameras: Beim jüngsten Kurseinbruch haben wir das stückchenweise getan. Tatsächlich sind unsere Anleger sehr erfahren und deshalb hat sich die Gelegenheit angeboten.

Wie hoch sollte der Liquiditätsanteil generell sein?

Passameras: Grundsätzlich empfehlen wir, liquide Mittel im mittleren einstelligen Prozentbereich zu halten. Allerdings kommt es auf den einzelnen Anleger an. Manche sind sehr erfahren und können Rücksetzer und vorübergehende Verluste am Aktienmarkt gut aushalten und somit zu 100 Prozent investiert sein. Wer dagegen nachts bei Verlusten nicht schlafen kann, dem empfehlen wir einen höheren Anteil des Portfolios in liquiden Mittel zu halten. Zudem können veränderte Lebensumstände dazu führen, dass sich die Höhe der liquiden Mittel verändert. Wer zum Beispiel plant eine Immobilie zu kaufen, für den kann es Sinn machen, stückweise mehr Liquidität aufzubauen.

Wie legt man die liquiden Mittel an?

Passameras: Man muss berücksichtigen, dass dieser Teil des Portfolios geringere Erträge bringt. Oder anders formuliert: Liquidität partizipiert nicht an der Wertentwicklung des Kapitalmarktes, man hat also Opportunitätskosten. Zumindest aber waren die Zinsen zuletzt wieder etwas höher. Dadurch fielen die Opportunitätskosten niedriger aus als noch vor einigen Jahren und die Kontoverzinsung konnte immerhin der Inflation entgegenwirken.

Also sollte man nach möglichst gut verzinsten Anlagen suchen?

Passameras: Die einfachste Möglichkeit ist ein Tagesgeldkonto oder ein Geldmarktfonds. Eine Alternative kann der Anleihemarkt sein. Es gilt dabei aber auf einige Dinge besonders zu achten: Und zwar die Bonität und die Laufzeit achten. Hier sollte für eine geringfügig höhere Rendite kein unverhältnismäßiges Risiko eingegangen werden. Dazu sollte die Laufzeit der Anleihen auch zum eigenen Anlagehorizont passen. Bei Geldmarktfonds muss man übrigens auch genau hinsehen, was für Papiere im Portfolio enthalten sind.

Vielen Dank für das Gespräch!

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