Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Politik

»Das ist ein Frontalangriff auf die zahnärztliche Versorgung«, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Wolfgang Eßer. Er fordert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf, die dort geplante, strikte Budgetierung wieder zu streichen. „Dies ist ein Schlag ins Gesicht der Zahnärztinnen und Zahnärzte, aber auch der Praxisteams“, so Eßer.

Drastische Vergütungskürzung bei Zahnärzten

Der Entwurf sehe für die kommenden zwei Jahre Regelungen vor, die einer drastischen Vergütungskürzung bei den Zahnärzten und einem Rückfall in die Zeit strikter Budgetierung gleichkämen. Dabei hätten die vergangenen Jahre gezeigt, dass von der vertragszahnärztlichen Versorgung keine Gefahr für die Stabilität der GKV-Finanzen ausgehe.

Tatsächlich ist der Anteil der zahnärztlichen Kosten an den GKV-Gesamtausgaben von knapp 9 % im Jahr 2000 auf mittlerweile 6,25 Prozent gesunken. „Das zeigt, dass von unserem Versorgungsbereich kein Finanzrisiko ausgeht“, so Eßer. „Jetzt sollen wir überproportionale Lasten zur Sanierung der GKV-Finanzen stemmen. Das ist nicht nachvollziehbar.“

Paradontaltherapie wird ausgebremst

Er fürchtet negative Auswirkungen auf die zahnärztliche Versorgung: Die gerade erst in die Versorgung gebrachte neue Paradontaltherapie* würde direkt wieder ausgebremst werden und käme Leistungskürzungen gleich. Auch werde die Nachwuchsproblematik weiter verschärft: „Unter solchen Bedingungen werden junge Kolleginnen und Kollegen auf eine eigene Niederlassung verzichten. Der finanziellen Planungssicherheit wird damit vollständig der Boden entzogen. Ältere Kolleginnen und Kollegen verlieren jede Motivation, länger in der Versorgung zu bleiben.“

Zahnärzte mit wirtschaftlichen Einbußen in der Corona-Pandemie

In der Corona-Pandemie hätten die Praxen bereits unter erheblichen wirtschaftlichen Einbußen dennoch hochmotiviert die Patientenversorgung aufrechterhalten. Doch nun sei Schluss: „Wir haben in der Pandemie geliefert. Auch im Herbst und Winter sollen wir wieder einspringen, etwa bei dem neu eingeführten Impfen in Zahnarztpraxen. Auf der einen Seite unsere Unterstützung in Anspruch nehmen wollen, auf der anderen Seite im zahnärztlichen Leistungsbereich budgetieren und unverhältnismäßig kürzen. Herr Minister, das ist unangemessen. Das werden wir nicht hinnehmen.“

*Gemeinsam mit der Wissenschaft wurde in den vergangenen Jahren die Parodontitistherapie präventionsorientiert ausgerichtet und der Leistungskatalog für GKV-Versicherte auf den aktuellen Stand der Wissenschaft gehoben. Parodontitis ist der Hauptgrund für den Verlust von Zähnen bei Erwachsenen und steht zum Beispiel im Zusammenhang mit Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes.