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Zahnmedizin

Milchzähne. Bleibende Zähne. Und dann nur noch Zahnersatz? Diese – bislang fast zwingende – Reihenfolge könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Wissenschaftler des Kitano Krankenhaus in Osaka setzen darauf, dass sie Menschen schon bald eigene dritte Zähne ermöglichen können.

Das Forscherteam wird geleitet von Katsu Takahashi, dem Chef der Abteilung für Zahnmedizin und Kieferchirurgie am Kitano Krankenhaus. Ihm zufolge gibt es Hinweise darauf, der Mensch nicht nur Anlagen für zwei, sondern Anlagen für drei Reihen natürlicher Zähne hat. Die Zahnknospen der dritten Reihe entwickelten sich aber normalerweise nicht. Takahashi will diese Zahnknospen nun gezielt aktivieren, um neue Zähne wachsen zu lassen.

Ein Extra-Satz Zähne bei Nagern ist schon möglich

Im Versuch mit Mäusen hat dieses Vorgehen bereits funktioniert: Nachdem die Wissenschaftler bei den Nagern das sogenannte USAG-1-Gen ausgeschaltet hatten, bildeten die Versuchstiere überzählige neue Zähne.

„Die Idee, neue Zähne wachsen zu lassen, ist der Traum eines jeden Zahnarztes. Ich habe daran gearbeitet, seit ich ein Doktorand war“,  schwärmt Takahashi. Nun scheint sich dieser Traum zu erfüllen.

Denn auch bei Frettchen konnten er und sein Team mithilfe von Antikörpern das Wachstum neuer, dritter Zähne auslösen Dabei machten sie auch deutlich, dass sich die Rückbildung der Zahnknospen verhindern und zur Zahn-Neubildung nutzen lässt.

Marktzulassung bis 2030 ist denkbar

Ab Juli 2024 will das Team nun in einer klinischen Phase-1-Studie testen, ob ein vergleichbares Vorgehen auch bei Menschen sicher wirken würde. Sollte sich dies bewahrheiten und das Mittel alle drei Studienphasen sowie die japanische Zulassung schaffen, könnte es ab dem Jahr 2030 verfügbar sein. Zunächst für Patienten mit Anodontie. Ihnen fehlen – erblich bedingt – die Zahnkeime, die Milchzähne und später bleibende Zähne wachsen lassen. Die Erkrankung ist extrem belastend für die Betroffenen, da Kauen, Schlucken aber auch das Erlernen von Sprache für sie nur unter erschwerten Bedingungen möglich ist.

Langfristig hofft man in Japan jedoch, dass auch bei Zahnverlust durch Zahnerkrankungen eines Tages die Zahnregeneration durch die Anti-USAG-1-Therapie gleichberechtigt neben der Versorgung mit Implantaten und Gebissen steht.

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