Erfolgreiche Kariesprophylaxe: Der Mond und seine dreißig Ringe
Serviceredaktion D&WSANGI Co., Ltd., Tokyo, ist mit seinen remineralisierenden Hydroxyapatit-Zahnpasten auf dem japanischen Heimatmarkt wohlbekannt. In Deutschland befindet sich die Europazentrale SANGI Europe GmbH, doch trifft für das Unternehmen hierzulande eher der Ehrentitel „Hidden Champion“ zu – ein Experte auf seinem Gebiet, der allerdings eine noch stärkere Aufmerksamkeit sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch innerhalb der Dentalwelt verdient hätte.
Eine aktuelle Publikation im Spinoff-Magazin der NASA streicht jetzt heraus, welche Ausnahmestellung das Unternehmen mit seiner global einzigartigen Expertise im Bereich „Hydroxyapatit“ einnimmt.
Den Anfang von allem machte einer der leitenden Wissenschaftler am Elektronik-Forschungszentrum der US-Raumfahrtorganisation NASA (NASA Electronics Research Center), Bernard Rubin. Sein Ziel waren strukturell und chemisch perfekte Kristalle für die Verwendung in Halbleitern. Dabei stellte er fest: „Es ist besser, wenn ich das Kristallwachstum in einem Gel stattfinden lasse, statt in Wasser.“
Gut für Knochen, gut für Zähne
Bei seinen Experimenten mit Geldiffusionssystemen schienen ihm die darin ablaufenden Mechanismen eine Ähnlichkeit mit dem Mechanismus der Kristallisation von Kalziumphosphat im Zuge der Knochenbildung beim Menschen aufzuweisen. Hier schloss sich der Kreis zu NASA und Raumfahrt, denn eines der größten Probleme von Astronauten besteht in einer Schwächung der Knochen. In der Schwerelosigkeit geht alles mit reduzierter Kraft, und so braucht der Mensch weniger Muskeln und weniger Knochen. Darum bilden sich diese Gewebe zurück, um keine Energie für ihren Erhalt oder Aufbau aufwenden zu müssen.
Eine Idee zum Wiederaufbau von im All verlorengegangener Knochendichte beruht auf der Gabe von Hydroxyapatit als einem der Hauptbestandteile. Von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Einsatz als Zahnremineralisierungsmaterial. Denn auch der Zahnschmelz besteht zum größten Teil aus Hydroxyapatit.
Rubin und ein weiterer NASA-Forscher sicherten sich ein Patent auf ihre Idee für ein Kristallisierungs-Verfahren. Dieses sollte die natürlichen Vorgänge beim Kristallwachstum eines natürlichen Zahns imitieren. Das patentierte Verfahren beschreibt, wie man in einem Gel Kristalle des Hydroxyapatit-Vorläufers Brushit wachsen lassen kann. In der Theorie sollten sich damit wiederum geschädigte Zahnoberflächen überkappen lassen und das Brushit sich in der Folgezeit in Hydroxyapatit umwandeln, um den Zahn zu reparieren.
Vom Kauf eines NASA-Patents zur Anti-Karies-Zahnpasta
Mit all dem hatte das Unternehmen SANGI Co., Ltd., Tokyo, zunächst noch nichts zu tun. Sein Gründer und Chairman des Pionier-Unternehmens, Shuji Sakuma, importierte und handelte mit Wein, Maschinen, mit verschiedenen anderen Dingen und auch mit geistigem Eigentum.
SANGI-Gründer Shuji Sakuma
Auf der Suche nach neuen Geschäftsideen prüfte er eine Reihe von verfügbaren NASA-Patenten und ist so auf Rubins Forschung gestoßen. Er stellte das Patent einem der SANGI-Investoren vor, einen Zahnarzt mit guten Verbindungen zu Dental-Akademikern. Er schickte ihn zusammen mit einem Professor der Nippon Dental University in die USA, um Bernard Rubin zu treffen. Nach einem intensiven ganztägigen Austausch erstatteten die beiden Shuji Sakuma einen beeindruckenden Bericht, so dass er sich zum Kauf des Patents entschied.
Daraufhin folgten Jahre der Forschung und Versuche, die patentierte Idee in die Praxis umzusetzen – aber ohne Erfolg. Schließlich war es Shuji Sakuma selbst, der den Vorschlag machte, nicht Brushit, sondern Hydroxyapatit zu nutzen, und zwar direkt in einer Zahnpasta. So entwickelte SANGI auf Grundlage des NASA-Patents seine erste remineralisierende Zahnpasta mit Hydroxyapatit, die 1980 als APADENT auf den japanischen Markt kam.
Es folgte eine weitere Dekade mit vielen Experimenten und klinischen Pilotstudien, bis die japanische Regierung fast 15 Jahre später SANGIs speziell für die Zahnpflege entwickeltes Hydroxyapatit als Anti-Karies-Wirkstoff anerkannte (1993).
Studien zu dem fortan als ‚mHAP‘ bezeichneten Hydroxyapatit haben ergeben: Es remineralisiert den Zahnschmelz tiefgehend, repariert Oberflächenschäden und schützt vor Plaque-Anhaftung. Darüber hinaus verbessert es auch die Farbe und den Glanz von Zähnen, wirkt gegen Hypersensitivitäten, hilft bei der Entfernung oraler Bakterien und beugt Mundgeruch vor.
Neue Regionen, neue Indikationen
Heute hat SANGI auch in Europa Fuß gefasst. Der Hauptsitz befindet sich in München. In Deutschland bietet SANGI über seine Hydroxyapatit-Zahnpasten (APAGARD, APADENT) hinaus auch ein remineralisierendes Präparat für den professionellen Einsatz nach einer mechanischen Zahnreinigung, Bleaching oder zur Behandlung von White Spots im Zuge einer kieferorthopädischen Behandlung (APAPRO). Für die Zahnpflege auf professionellem Level auch im häuslichen Badezimmer, steht jetzt ganz neu auch eine Homecare Zahnpasta der APAPRO Reihe zur Verfügung. Neben einer hohen Nano-Hydroxyapatit-Konzentration enthält sie Kaliumnitrat zur zusätzlichen Linderung von überempfindlichen Zahnhälsen.
„Seit der Einführung unserer ersten Zahnpasta haben mittlerweile so viele Menschen Produkte mit unserem Original-Hydroxyapatit erworben, insgesamt über 160 Millionen Tuben“, freut sich Shuji Sakuma. „Manchmal stelle ich mir vor, ich würde alle ausgedrückten Zahnpastastreifen um den Mond herumlegen – ich könnte ihn mit sage und schreibe dreißig Ringen umspannen!“
Autor: Christian Ehrensberger