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Persönliche Vorsorge

Statistisch hat fast jeder Deutsche eine Lebensversicherung. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft standen Ende 2024 rund 83,6 Millionen Bundesbürgern die beeindruckende Zahl von 80,3 Millionen Verträgen gegenüber. Allerdings hat der Altersvorsorgeklassiker in den letzten Jahren etwas an Glanz verloren: „Die Lebensversicherung spielt bei unabhängigen Anlageempfehlungen eigentlich keine Rolle mehr, da gibt es zeitgemäßere Möglichkeiten“, sagt Timo Veeneman, Finanzanlagen- und Versicherungsfachmann beim Osnabrücker Vermögensverwalter Spiekermann & CO AG.

Aber das heißt nicht, dass die Policen keine Bedeutung mehr haben – ganz im Gegenteil. Denn laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft haben sich Leistungsansprüche von 1.212,7 Milliarden Euro bis Ende 2024 aufgebaut und allein im letzten Jahr wurden 99,1 Milliarden Euro ausbezahlt. Aber was tun, wenn die Versicherung fällig wird?

Quelle: GDV „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2025“

In den letzten rund dreißig Jahren haben sich die jährlichen Auszahlungen von Lebensversicherungspolicen mehr als verdreifacht. 2024 floss die gigantische Summe von 99,1 Milliarden Euro und auch wenn der einstige Altersvorsorgeprimus in seiner klassischen Form nicht mehr ganz zeitgemäß sein mag: In verschiedenen Variationen der Policen haben sich Ansprüche von 1.212,7 Milliarden Euro aufgebaut, die jetzt nach und nach ausgezahlt werden.

Alles auf einmal oder lebenslange Rente?

Oft gibt es die Wahlmöglichkeit, sich am Ende der Laufzeit die ganze Summe überweisen zu lassen oder eine monatliche Auszahlung zu wählen, die dann erst mit dem Tod endet. Was die richtige Entscheidung ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. „Eine Einmalzahlung bietet mehr Flexibilität, etwa für größere Anschaffungen oder für einen Schuldenabbau“, sagt Michael Craatz vom Vermögensverwalter Hansen & Heinrich AG mit Niederlassungen von Berlin bis Kempten im Allgäu: „Dagegen sichert eine monatliche Rente ein lebenslanges, planbares Einkommen und ist besonders sinnvoll, wenn gesetzliche Renten nicht ausreichen oder eine stabile Absicherung gewünscht ist.“

Die Entscheidung hängt von der persönlichen Lebenssituation, Gesundheit und Risikobereitschaft ab. Wer sich für die Auszahlung entscheidet, sollte sich aber Gedanken über das Thema Anlagestrategie machen. Denn laut den Zahlen des Bundesamts für Statistik lebt ein 65-jähriger Mann im Durchschnitt noch weitere 17,5 Jahre, eine Frau sogar 20,8 Jahre. Das ausgezahlte Vermögen also unter das sprichwörtliche Kopfkissen zu legen oder auf dem kaum verzinsten Girokonto liegen zu lassen, ist keine so gute Idee. Denn liegt die jährliche Geldentwertung lediglich bei moderaten zwei Prozent im Jahr, verliert so das Vermögen in zwei Jahrzehnten fast ein Drittel seiner Kaufkraft. Oder anders ausgedrückt, von 100.000 Euro können dann in zwanzig Jahren nur noch Waren und Dienstleistungen im heutigen Wert von rund 67.300 Euro gekauft werden. Bei fast zweistelligen Inflationsraten, wie wir sie zuletzt erlebt haben, wäre der Effekt entsprechend stärker. Deswegen ist es wichtig, auch im Rentenalter bei der Geldanlage die finanzielle Gesamtsituation einzubeziehen und in die Zukunft zu denken.

Reserve und Rendite einplanen

Denn niemand kann pauschal sagen, wie lange ein Finanzpolster aus einer Lebensversicherung nach dem Ruhestand reichen muss. Einerseits weiß keiner, welches Alter im Einzelfall erreicht wird, und andererseits gibt es große individuelle Unterschiede bei der finanziellen Ausgangslage. Etwa welche gesetzlichen Vorsorgeansprüche bestehen und wie groß eine zu schließende Rentenlücke ist, um den eigenen Lebensstandard zu erhalten. Aber Erspartes sollte grundsätzlich so angelegt werden, dass zumindest die reale Kaufkraft erhalten werden kann.

„Aktieninvestments bieten langfristig höhere Renditen, bergen aber Schwankungsrisiken“, sagt Hansen & Heinrich-Experte Michael Craatz und fügt hinzu, „wichtig sind eine breite Diversifikation, emotionale Disziplin und ausreichende Liquiditätsreserven.“ Denn keinem ist geholfen, wenn plötzlich eine teure Reparatur am Haus nötig wird oder eine Pflegesituation eintritt und dann in einem schlechtem Börsenumfeld in Panik verkauft wird. „Deswegen sollte eine gute Balance zwischen schnell verfügbaren Reserven und rentableren Investments angestrebt werden, die im Wert schwanken können oder generell eine längere Anlageperspektive voraussetzen“, rät auch Timo Veeneman vom unabhängigen Vermögensverwalter Spiekermann & CO AG.

Was im Einzelfall der Königsweg ist, kann eigentlich nur eine umfassende Analyse herausfinden, die auch Themen wie Erbschaftsplanung, Steuerfragen, persönliche Anlageziele und Vieles mehr umfasst. Der Aufwand kann sich dann aber lohnen und erheblich zu einem finanziell abgesicherten Lebensabend beitragen.

Lebensversicherung und Steuern – nix ist fix

Ob der Fiskus bei einer Auszahlung von Lebensversicherungen beteiligt werden muss, ist nicht so einfach zu beantworten. Bei Verträgen, die vor dem Jahr 2005 abgeschlossen wurden, sind die Erträge zum Beispiel in der Regel steuerfrei. Bei danach abgeschlossenen Policen muss das generell versteuert werden, aber unter gewissen Voraussetzungen – etwa einer Mindestlaufzeit von 12 Jahren und weiteren Bedingungen – betrifft das nur 50 Prozent der Erträge. Auch beim Thema Vererben ist die Lage nicht immer eindeutig. Denn Leistungen an Hinterbliebene im Todesfall können der Erbschaftssteuer unterliegen, wenn die Freibeträge überschritten werden. Aber je nachdem, wer der Versicherungsnehmer ist und auf wessen Ableben die Police abgeschlossen wurde, kann das auch steuerfrei sein. Fachkundige Beratung ist hier im Zweifelsfall empfehlenswert.

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