Sport und Zähne: Wenn Leistungssport zum Karies-Risiko wird
Marzena SickingFußballer, Skifahrer und Wasserballer haben überraschend häufig Probleme mit Karies und Parodontitis. Eine neue Studie zeigt, warum sportliche Ernährung zum Risiko für die Mundgesundheit werden kann.
Mit einem aktiven Lebensstil assoziieren wir Gesundheit, Ausdauer und Prävention. Doch was viele nicht wissen: Hohe sportliche Aktivität kann offenbar die Mundgesundheit gefährden. Eine aktuelle Studie der Universitäten Chieti (Italien) und Epalinges (Schweiz), veröffentlicht im Journal of the International Society of Sports Nutrition, bringt jedenfalls überraschende Erkenntnisse zutage: Junge Leistungssportler weisen im Vergleich zu Gleichaltrigen, die keinen Sport treiben, signifikant häufiger Karies, Gingivitis und Erosionen auf.
Karies bei zwei Dritteln der Fußballer und Skifahrer
Im Rahmen der Untersuchung wurden sowohl die orale Gesundheit als auch die Ernährungsgewohnheiten junger Athletinnen und Athleten analysiert. Besonders auffällig: Rund 67 Prozent der Fußballer und Skifahrer litten unter aktiver Karies – im Vergleich zu nur 43 Prozent bei den Nicht-Sporttreibenden. Bei Wasserballern lag der Anteil aktiver Kariesfälle zwar niedriger (rund 33 Prozent), doch traten dort vermehrt Parodontalprobleme wie Gingivitis sowie Zahnerosionen auf.
Zuckerreiche Sporternährung als zahnmedizinisches Risiko
Die Forscher führen diese Problematik insbesondere auf die Ernährungsgewohnheiten der jungen Sportler zurück. Zwar hielten sich weder Sportler noch Nicht-Sportler an die sportmedizinisch empfohlene Fünf-Mahlzeiten-Struktur, doch die Athleten griffen wesentlich häufiger zu zucker- und säurehaltigen Produkten: Fruchtsäfte, Schokoriegel und Energy-Snacks dienten oft als schnelle Energielieferanten – mit negativen Konsequenzen für Zahnschmelz und orales Mikrobiom.
Die säurehaltigen Inhaltsstoffe greifen die Zahnhartsubstanz an, während Zucker Kariesbakterien als Nährboden dient. In Kombination mit einem durch intensive körperliche Anstrengung reduzierten Speichelfluss steigt so das Risiko für kariogene Prozesse und Schleimhautentzündungen.
Prävention: Zahnpflege und Aufklärung müssen gezielter ansetzen
Ein weiteres alarmierendes Studienergebnis: Die Zahnhygiene-Routine der sportlich Aktiven war häufig unzureichend. Insbesondere Fußballer zeigten die niedrigste Häufigkeit beim täglichen Zähneputzen. Hier liegt ein großes Potenzial für Aufklärung und Prävention – etwa durch strukturierte Programme in Schulen, Vereinen und Sportinternaten.
Empfohlen wird eine konsequente Mundhygiene mit fluoridhaltiger Zahnpasta, der ergänzende Einsatz von Interdentalbürsten sowie eine regelmäßige Zungenreinigung. Auch die Beratung zu zahngesunder Ernährung im Leistungssport sollte fester Bestandteil der Betreuung junger Athletinnen und Athleten sein.
Unser Tipp für die zahnärztliche Praxis
Zahnärztinnen, Zahnärzte und Prophylaxe-Fachkräfte sollten bei sportlich aktiven jungen Patientinnen und Patienten gezielt nach Ernährungsgewohnheiten und Mundpflege fragen – und entsprechend individualisierte Empfehlungen geben. Denn sportlicher Ehrgeiz sollte nicht auf Kosten der Zahngesundheit gehen.
Quelle:Tripodi, D., Cosi, A., Valloreo, R., Fulco, D., Tieri, M., Alberi Auber, L., & D'Ercole, S. (2024). Association between salivary/microbiological parameters, oral health and eating habits in young athletes. Journal of the International Society of Sports Nutrition, 22(1). https://doi.org/10.1080/15502783.2024.2443018