Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
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Die zahnärztliche Versorgung in Deutschland ist weit mehr als nur ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitswesens – sie stellt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar, der maßgeblich zur Wertschöpfung und Beschäftigung beiträgt. Während Zahnarztpraxen, Dentalindustrie und zahnmedizinische Dienstleister kontinuierlich zur wirtschaftlichen Stabilität des Landes beitragen, stehen sie gleichzeitig vor tiefgreifenden Veränderungen: Der zunehmende Fachkräftemangel, die fortschreitende Digitalisierung und der demografische Wandel prägen die Branche. Wie sehr, zeigen die aktuellsten Zahlen Bundeszahnärztekammer (BZÄK).

Aktuelle wirtschaftliche Kennzahlen der Zahnmedizin

  • Arbeitsplätze: Laut aktuellen Daten der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hängen 758.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der zahnmedizinischen Versorgung ab. Dies ist eine präzisere Aktualisierung der zuvor genannten 878.000 Arbeitsplätze [BZÄK, 2023/2024].

  • Bruttowertschöpfung: Die direkte Bruttowertschöpfung des zahnärztlichen Systems (ambulante/stationäre Versorgung, Industrie, Handwerk, Versicherung) beträgt knapp 29 Milliarden Euro bei einem Gesamtvolumen der deutschen Wirtschaft von 3.825 Milliarden Euro.

  • Gesamtwirtschaftlicher Effekt: Ohne zahnärztliche Versorgung würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 54,5 Milliarden Euro niedriger ausfallen - eine Steigerung gegenüber den zuvor genannten 46 Milliarden Euro [BZÄK, Nachgezählt 2023/2024].

  • Beschäftigungsstruktur: In den Zahnarztpraxen selbst sind aktuell 423.000 Personen beschäftigt (Stand 2022), darunter Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Auszubildende [BZÄK, Nachgezählt 2023/2024].

  • Wirtschaftlicher Multiplikator: Der ökonomische Multiplikatoreffekt bleibt bestehen - für jeden in der Zahnmedizin erwirtschafteten Euro entsteht knapp ein weiterer Euro in anderen Wirtschaftsbereichen [BZÄK, Daten & Fakten 2024].

Neue Herausforderungen und Entwicklungen

1. Fachkräftemangel bei Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA)

Der Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) steht 2024 an der Spitze der Engpass-Berufe in Deutschland mit einem Punktwert von 2,8 im Engpass-Ranking der Bundesagentur für Arbeit. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft werden bis 2027 etwa 11.000 ZFA fehlen. Besonders problematisch sind die langen Vakanzzeiten bei offenen Stellen und die niedrige Arbeitslosenquote in diesem Beruf.

Positiv zu vermerken ist jedoch, dass die Ausbildungszahlen im Jahr 2024 deutlich gestiegen sind: Zum 30. September 2024 wurden bundesweit 16.178 neue Ausbildungsverträge für ZFA abgeschlossen - ein Plus von 14,19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Beruf der ZFA ist mittlerweile der zweitbeliebteste Ausbildungsberuf bei jungen Frauen in Deutschland.

2. Digitalisierung der zahnärztlichen Versorgung

Die Digitalisierung im zahnmedizinischen Bereich hat 2024 deutlich an Fahrt aufgenommen:

  • E-Rezept: Seit Januar 2024 ist das elektronische Rezept (E-Rezept) für verschreibungspflichtige Arzneimittel in Zahnarztpraxen verpflichtend. In den ersten drei Januarwochen 2024 wurden bereits über 350.000 E-Rezepte in Zahnarztpraxen ausgestellt, was mehr als die Hälfte aller Verordnungen ausmacht.

  • Telemedizinische Anwendungen: Mit dem Inkrafttreten des Digitalgesetzes (DigiG) im März 2024 wurden die Rahmenbedingungen für telemedizinische Behandlungen verbessert und als fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung etabliert.

  • Elektronische Patientenakte (ePA): Ab 2025 wird die ePA für alle gesetzlich Versicherten bereitgestellt (Opt-Out-Verfahren), was auch für die zahnärztliche Dokumentation und Behandlungsplanung relevant wird.

3. Demografischer Wandel und Versorgungssituation in ländlichen Regionen

Die zahnärztliche Versorgung steht vor allem in ländlichen Regionen vor erheblichen Herausforderungen:

  • Altersstruktur der Zahnärzteschaft: Laut Bundeszahnärztekammer sind 29 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte 60 Jahre oder älter. In einigen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wird bis 2030 mit erheblichen Versorgungsengpässen gerechnet.

  • Nachfolgeproblematik: In Mecklenburg-Vorpommern konnten bereits 2023 33 von 62 Praxen keinen Nachfolger finden. Die KZV Brandenburg warnt, dass bis 2030 etwa 600.000 Patienten im Land ohne Zahnarzt dastehen könnten.

  • Gegenmaßnahmen: Erste Bundesländer wie Thüringen haben seit Juli 2024 eine „Land(zahn)arztquote“ eingeführt, bei der Zahnmedizinstudienplätze an Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, nach ihrem Abschluss mindestens zehn Jahre in der Region zu bleiben.

FAQ: Zahnmedizin als Wirtschaftsfaktor in Deutschland

Wie viele Arbeitsplätze werden durch die Zahnmedizin in Deutschland gesichert?

Laut aktuellen Daten der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hängen 758.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der zahnmedizinischen Versorgung ab. Davon sind etwa 423.000 Personen direkt in Zahnarztpraxen beschäftigt, während die übrigen Arbeitsplätze in vor- und nachgelagerten Bereichen wie Dentalindustrie, Zahntechnik und Versicherungen angesiedelt sind.

Welchen Beitrag leistet die Zahnmedizin zum deutschen Bruttoinlandsprodukt?

Die zahnärztliche Versorgung trägt erheblich zur deutschen Wirtschaftsleistung bei. Ohne sie würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 54,5 Milliarden Euro niedriger ausfallen. Die direkte Bruttowertschöpfung des zahnärztlichen Systems beträgt knapp 29 Milliarden Euro bei einem Gesamtvolumen der deutschen Wirtschaft von 3.825 Milliarden Euro.

Wie wirkt sich der Fachkräftemangel auf die Zahnmedizin aus?

Der Fachkräftemangel betrifft besonders die Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA), die 2024 an der Spitze der Engpass-Berufe in Deutschland stehen. Bis 2027 werden voraussichtlich etwa 11.000 ZFA fehlen. Gleichzeitig steigen die Ausbildungszahlen: 2024 wurden 16.178 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, ein Plus von 14,19 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Wie steht es um die Digitalisierung in der zahnärztlichen Versorgung?

Die Digitalisierung schreitet voran: Seit Januar 2024 ist das E-Rezept für verschreibungspflichtige Arzneimittel in Zahnarztpraxen verpflichtend. In den ersten drei Januarwochen 2024 wurden bereits über 350.000 E-Rezepte ausgestellt. Ab 2025 wird zudem die elektronische Patientenakte (ePA) für alle gesetzlich Versicherten eingeführt, was auch die zahnärztliche Dokumentation und Behandlungsplanung betrifft.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die zahnärztliche Versorgung aus?

Der demografische Wandel stellt besonders in ländlichen Regionen eine Herausforderung dar. 29 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte sind 60 Jahre oder älter. In einigen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wird bis 2030 mit erheblichen Versorgungsengpässen gerechnet. In Mecklenburg-Vorpommern konnten bereits 2023 mehr als die Hälfte der zur Nachfolge stehenden Praxen keinen Nachfolger finden.

Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die zahnärztliche Versorgung in ländlichen Regionen zu sichern?

Erste Bundesländer wie Thüringen haben seit Juli 2024 eine "Land(zahn)arztquote" eingeführt, bei der Zahnmedizinstudienplätze an Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, nach ihrem Abschluss mindestens zehn Jahre in der Region zu bleiben. Zudem gibt es Förderprogramme für die Digitalisierung in Zahnarztpraxen, die besonders kleineren Praxen in ländlichen Regionen zugutekommen sollen.

Wie viele Zahnärztinnen und Zahnärzte gibt es aktuell in Deutschland?

Derzeit gibt es in Deutschland insgesamt 102.584 Zahnärzte und Zahnärztinnen, davon sind 72.853 Personen zahnärztlich aktiv. Von diesen sind 44.599 in eigener Praxis niedergelassen und 28.254 in einem Angestelltenverhältnis in Praxen, MVZs oder anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens tätig.

Wie hoch ist der wirtschaftliche Multiplikatoreffekt der Zahnmedizin?

Für jeden in der Zahnmedizin erwirtschafteten Euro entsteht knapp ein weiterer Euro in anderen Wirtschaftsbereichen. Dieser Multiplikatoreffekt unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung der Branche weit über den eigentlichen Gesundheitssektor hinaus.

Quelle:

bzaek.de, vddi, vdek.de

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