Zahnaufhellung in der Zahnarztpraxis – Indikation, Risiken & rechtlicher Rahmen
Marzena SickingZahnaufhellung (Bleaching) gehört zu den nachgefragtesten Wunschleistungen in der modernen Zahnarztpraxis. Patientinnen und Patienten äußern heute zunehmend ästhetische Ansprüche, die weit über die funktionelle Wiederherstellung hinausgehen. Für Praxisteams stellt sich die Frage: Was ist fachlich sinnvoll, rechtlich zulässig – und wirtschaftlich darstellbar? Dieser Beitrag liefert einen wissenschaftlich fundierten Überblick über die wichtigsten Aspekte rund um das Thema professionelle Zahnaufhellung.
Wann ist Bleaching indiziert – und wann kontraindiziert?
Die Zahnaufhellung, auch als Bleaching bekannt, hat sich in der ästhetischen Zahnmedizin als effektive Methode etabliert, um extrinsische und intrinsische Zahnverfärbungen zu behandeln. Die gängigen Verfahren umfassen das In-Office-Bleaching, das Home-Bleaching unter zahnärztlicher Aufsicht sowie die Walking-Bleach-Technik für devitale Zähne.
Professionelles Bleaching ist allerdings keine rein kosmetische Spielerei. Die zahnärztliche Indikationsstellung basiert auf einer gründlichen klinischen Diagnostik. Extrinsische Verfärbungen (z. B. durch Kaffee, Nikotin oder Rotwein) lassen sich in der Regel gut aufhellen, während intrinsische Verfärbungen (z. B. devitale Zähne, Tetracyclin-Schäden oder Fluorose) oft nur eingeschränkt reagieren.
Kontraindikationen sind unter anderem:
Unbehandelte Karies oder Gingivitis
Undichte Füllungen oder Kronenränder
Hypersensibilitäten oder freiliegende Zahnhälse
Schwangerschaft oder Stillzeit (aus Vorsichtsgründen)
Welche Verfahren sind beim Bleaching wissenschaftlich etabliert?
Die gängigsten Verfahren sind:
In-Office-Bleaching mit hochkonzentriertem Wasserstoffperoxid (bis zu 40 %) unter Schutzmaßnahmen
Home-Bleaching mit Carbamidperoxid (10–16 %) in individuellen Schienen, nach zahnärztlicher Einweisung
Walking-Bleach-Technik bei devitalen Einzelzähnen (internes Bleichen)
Die Wirkstoffe setzen auf oxidativen Abbau von Farbpigmenten im Schmelz und Dentin. Dabei kann es – insbesondere bei hohen Konzentrationen – zu temporären Hypersensitivitäten kommen. Präventive Maßnahmen wie Kaliumnitrat-Gele oder Fluoridierung reduzieren diese Risiken.
Rechtlicher Rahmen: Wer darf was?
Rechtlich ist zu beachten, dass das Bleaching als zahnärztliche Leistung gilt und daher nur von approbierten Zahnärzt:innen durchgeführt werden darf. Die Bundeszahnärztekammer betont, dass eine unsachgemäße Anwendung durch Laien zu gesundheitlichen Risiken führen kann. Daher ist es ratsam, Patient:innen von frei verkäuflichen Bleaching-Produkten ohne zahnärztliche Beratung abzuraten. Laut EU-Kosmetikverordnung (EG Nr. 1223/2009) darf Wasserstoffperoxid in Konzentrationen über 0,1 % ausschließlich durch approbierte Zahnärztinnen und Zahnärzte angewendet werden. Dies betrifft sowohl In-Office- als auch Home-Bleaching-Produkte. Home-Bleaching mit >0,1 % H₂O₂ darf nicht an Laien abgegeben werden – die Erstbehandlung muss zahnärztlich begleitet sein. Für eine erfolgreiche und sichere Durchführung des Bleachings sollten Zahnärzt:innen stets aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und rechtliche Vorgaben berücksichtigen.
Aufklärung, Einwilligung und Abrechnung
Auch wenn Bleaching zu den ästhetischen Wunschleistungen zählt, gelten die üblichen rechtlichen Vorgaben:
Schriftliche Einwilligung nach individueller Aufklärung
Dokumentation möglicher Risiken (z. B. Sensitivitäten, ungleichmäßige Aufhellung)
Hinweis auf Farbveränderungen vorhandener Restaurationen (z. B. Komposit, Keramik)
Da Bleaching keine GOZ-Leistungsnummer hat, erfolgt die Abrechnung analog gemäß § 6 (1) GOZ. Beispiele: GOZ 2130 als Analogleistung für internes Bleichen, individuelle Vereinbarung für externe Anwendungen (In-Office oder Home-Bleaching), eine Honorarvereinbarung nach § 2 GOZ ist verpflichtend.
Positionierung im Praxisangebot
Zahnaufhellung kann die Positionierung Ihrer Praxis im Bereich „ästhetische Zahnheilkunde“ sinnvoll ergänzen. Sie eignet sich besonders als Add-on nach professioneller Zahnreinigung oder im Rahmen von Kompositversorgungen im sichtbaren Bereich.
Patienteninformation zur Zahnaufhellung
Im folgenden Abschnitt finden Sie eine kompakte Zusammenfassung zum Thema Bleaching, die für Ihre Patient:innen geeignet ist – z. B. für Ihre Website oder als Ausdruck im Beratungsgespräch.
Was ist Zahnaufhellung, auch Bleaching genannt?
Zahnaufhellung, auch bekannt als Bleaching, ist ein kosmetischer Eingriff, der darauf abzielt, die Zahnfarbe aufzuhellen und Verfärbungen zu reduzieren. Es gehört zu den beliebtesten zahnkosmetischen Verfahren und kann sowohl professionell in der Zahnarztpraxis als auch mit speziellen Produkten zu Hause durchgeführt werden.
Wie lange hält beim Bleaching das Ergebnis?
Je nach Mundhygiene und Konsumgewohnheiten 1–3 Jahre.
Was kostet professionelles Bleaching?
Im Durchschnitt zwischen 300 und 600 Euro für In-Office-Behandlungen; Home-Bleaching ist oft etwas günstiger.
Methoden der Zahnaufhellung im Vergleich:
Methode | Dauer bis zum Ergebnis | Haltbarkeit | Kosten (ca.) | Besonderheiten |
In-Office Bleaching | 1 Sitzung (ca. 60 Min.) | 1–3 Jahre | 200–800 € | Hochkonzentrierte Bleichmittel, schnelle Ergebnisse |
Laser-Zahnaufhellung | 1 Sitzung (30–60 Min.) | 2–3 Jahre | 300–1.000 € | Laser aktiviert das Bleichmittel für schnellere Wirkung |
Home-Bleaching | 1–2 Wochen (tägliche Anwendung) | 6 Monate–1 Jahr | 100–300 € | Individuell angepasste Schienen mit Bleichgel |
Whitening-Strips | 1–2 Wochen (tägliche Anwendung) | 3–6 Monate | 30–80 € | Frei verkäuflich, einfache Anwendung |
Aufhellende Zahnpasten | Langfristige Anwendung nötig | Variabel | 5–15 € | Enthält milde Schleifmittel, begrenzte Wirkung |
Hinweis: Die Tabelle dient nur der ersten Information und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Preise basieren auf Durchschnittsangaben und können stark variieren.
Was ist medizinisches Bleaching?
Medizinisches Bleaching bezeichnet die professionelle Aufhellung von Zähnen, die unter zahnärztlicher Aufsicht durchgeführt wird. Es dient der Verbesserung der Zahnästhetik, indem Verfärbungen durch spezielle Verfahren reduziert werden.
Ist Bleaching schädlich für die Zähne?
Bei fachgerechter Durchführung und richtiger Indikation ist das Risiko gering. Sensitivitäten sind möglich, aber meist reversibel.
Darf jede Praxis Bleaching anbieten?
Nur approbierte Zahnärzt:innen – auch bei Home-Bleaching ist die zahnärztliche Erstbehandlung Pflicht.
Methoden und Konzentrationen
Es gibt verschiedene Methoden des medizinischen Bleachings, darunter In-Office-Bleaching und Home-Bleaching. Dabei kommen Bleichmittel wie Wasserstoffperoxid oder Carbamidperoxid in unterschiedlichen Konzentrationen zum Einsatz, abhängig vom Verfahren und der individuellen Zahnstruktur.
Wie funktionieren Bleaching-Produkte?
Die meisten Bleaching-Produkte enthalten Wasserstoffperoxid oder Carbamidperoxid, die in den Zahnschmelz eindringen und Farbmoleküle aufspalten. Dadurch erscheinen die Zähne heller. Professionelle Behandlungen nutzen höhere Konzentrationen dieser Wirkstoffe als frei verkäufliche Produkte.
Welche Methoden der Zahnaufhellung gibt es?
Es gibt verschiedene Methoden der Zahnaufhellung, die je nach Art der Verfärbung und den individuellen Bedürfnissen des Patienten angewendet werden. Diese Methoden reichen von professionellen Behandlungen in der Zahnarztpraxis bis hin zu über-the-counter Produkten für den Heimgebrauch.
In-Office Bleaching: Dies ist eine schnelle Methode, die unter sorgfältiger Aufsicht des Zahnarztes durchgeführt wird. Hochkonzentrierte Bleichmittel sorgen für sofort sichtbare Ergebnisse.
Laser-Zahnaufhellung: Eine sehr moderne Methode, die Laserlicht verwendet, um das Bleichmittel zu aktivieren und eine schnellere Aufhellung zu erzielen.
Whitening-Strips: Einfach anzuwendende Streifen, die eine geringere Konzentration des Bleichmittels enthalten und über einen längeren Zeitraum angewendet werden.
Heimaufhellung mit Aufhellungsgel: Der Zahnarzt stellt individuell angepasste Schienen zur Verfügung, die mit einem Bleichgel befüllt werden.
Aufhellende Zahnpasten: Täglich verwendbare Produkte, die leichte Abrasiva und chemische Aufhellungsmittel enthalten.
Vorbereitungen vor dem Bleaching für ein optimales Ergebnis
Vor der Durchführung eines Bleachings sollten die Zähne gründlich untersucht und von Plaque sowie Zahnstein befreit werden. Eine professionelle Zahnreinigung (PZR) stellt eine optimale Vorbereitung dar, um sicherzustellen, dass die Bleichmittel gleichmäßig wirken können. Zwischen der PZR und dem Bleaching sollten einige Tage liegen, um das Zahnfleisch zu schonen. Empfehlenswert ist auch, während dieser Zeit empfindliche Zähne mit fluoridhaltigen Zahnpasten vorzubereiten und auf stark färbende Lebensmittel zu verzichten.
Die Bedeutung der Rehydrierung nach dem Bleaching
Nach einem Bleaching verlieren die Zähne oft temporär an Feuchtigkeit, was ihre Empfindlichkeit erhöhen kann. Eine Rehydrierung, z.B. durch spezielle Fluoridbehandlungen, unterstützt die Regeneration und stärkt den Zahnschmelz.
Welche natürlichen Methoden der Zahnaufhellung gibt es?
Während chemische Aufheller schnelle und deutliche Ergebnisse bieten, werden immer wieder auch „natürliche“ Methoden beworben, obwohl sie möglicherweise weniger gute Ergebnisse liefern - oder im schlimmsten Fall sogar Schäden am Zahnschmelz verursachen können. Die bekanntesten Methoden sind hier:
Aktivkohle: Ein natürliches Absorptionsmittel, das Verfärbungen an der Zahnoberfläche entfernt - kann aber den Zahnschmelz schädigen.
Ölziehen: Eine traditionelle Methode, die das Spülen des Mundes mit Öl beinhaltet, um Toxine zu entfernen und die Zähne aufzuhellen. Angeblich entgiftend, jedoch ohne wissenschaftlich belegte Wirkung auf die Zahnfarbe.
Backpulver und Zitronensaft: Eine hausgemachte Paste, die als mildes Schleifmittel wirkt und helfen kann, oberflächliche Flecken zu entfernen. Hohe Abrasivität kann den Zahnschmelz angreifen – nicht empfohlen!
Hinweis: Diese Methoden sind nicht als Empfehlung zu verstehen, sondern dienen nur der vollständigen Information. Grundsätzlich sollte jede Form des Zähnebleichens mit einem Zahnarzt besprochen werden.
Risiken und Nebenwirkungen beim Zahn-Bleaching
Vorübergehende Zahnempfindlichkeit
Leichte Zahnfleischreizungen
Übermäßiger Gebrauch kann den Zahnschmelz schwächen
Home-Bleaching: Anwendung und Grenzen
Home-Bleaching bietet die Möglichkeit, Zähne zu Hause aufzuhellen, jedoch unter Aufsicht eines Zahnarztes. Dabei kommen individuelle Schienen und schwächer konzentrierte Bleichmittel zum Einsatz. Der Vorteil des Home-Bleachings liegt in der Flexibilität der Anwendung. Risiken bestehen jedoch in einer unsachgemäßen Handhabung, die zu Zahnfleischreizungen oder ungleichmäßigen Ergebnissen führen kann. Zudem dauert der Aufhellungseffekt meist länger als beim In-Office-Bleaching.
Kann jeder seine Zähne aufhellen lassen?
Zahnaufhellung ist nicht für jeden geeignet. Personen mit stark beschädigten Zähnen oder Zahnfleischerkrankungen sollten vor der Behandlung ihren Zahnarzt konsultieren. Abgeraten wird grundsätzlich bei:
Bei Schwangeren und Stillenden (keine ausreichenden Studien zur Sicherheit)
Bei freiliegenden Zahnhälsen (höheres Risiko für Empfindlichkeiten)
Bei Zahnersatz (Kronen, Brücken, Veneers) (diese Materialien bleichen nicht mit)
Bei starker Karies oder Zahnfleischerkrankungen
Kann Zahnaufhellung auf allen Zähnen angewendet werden?
Zahnersatz wie Kronen und Brücken werden nicht aufgehellt und könnten nach der Behandlung unpassend aussehen.
Was sollte ich nach einer Zahnaufhellung beachten?
Nach der Aufhellung sollten Sie für mindestens 48 Stunden stark färbende Lebensmittel und Getränke vermeiden. Regelmäßige Zahnpflege ist wichtig, um die Ergebnisse zu erhalten. Eine fluoridhaltige Zahnpasta kann helfen, die Zähne zu stärken und Empfindlichkeiten zu reduzieren.
Warum ist Zahnaufhellung so beliebt?
Die Popularität der Zahnaufhellung lässt sich auf das steigende Bewusstsein für ästhetische Zahnheilkunde und den Wunsch nach einem strahlenden Lächeln zurückführen. In einer gesellschaftlich und beruflich immer visueller orientierten Welt spielen weiße Zähne eine wichtige Rolle für das Selbstbewusstsein und soziale Interaktionen.
Welche Methode passt zu welchem Patienten?
Die Wahl der geeigneten Bleaching-Methode hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die individuelle Zahnstruktur, das Ausmaß der Verfärbungen und die Vorlieben des Patienten. Während das In-Office-Bleaching schnellere Ergebnisse liefert, bietet das Home-Bleaching mehr Flexibilität. Eine umfassende Aufklärung und Beratung helfen, die bestmögliche Entscheidung für jeden Patienten zu treffen.