Nur noch 61,2 Prozent der aktiven Zahnärzte mit eigener Praxis
Trend zur Anstellung setzt sich fortMarzena SickingDer Rückgang der niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte hält an. Neue Zahlen belegen: Immer weniger approbierte Zahnärzte entscheiden sich für die Selbstständigkeit – mit potenziellen Folgen für die flächendeckende Versorgung.
Anteil niedergelassener Zahnärzte sinkt weiter
Zum Stichtag 31.12.2023 waren laut Bundeszahnärztekammer (BZÄK) in Deutschland insgesamt 72.853 zahnärztlich tätige Personen registriert. Davon waren 44.599 mit eigener Praxis tätig. Das entspricht einem Anteil von nur noch 61,2 Prozent – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Wert von 65,8 Prozent im Jahr 2020 und sogar dramatisch im Vergleich zu 85,2 Prozent im Jahr 2000.
Dieser Rückgang ist Ausdruck eines strukturellen Wandels in der zahnärztlichen Versorgung:
Die Anzahl angestellter Zahnärzte ist auf 28.254 gestiegen.
Die Gesamtzahl der Zahnarztpraxen ist zwischen 2013 und 2023 von 43.864 auf 38.282 gesunken (−12,7 %).
Selbstständigkeit verliert für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte an Attraktivität
Insbesondere für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte scheint die Selbstständigkeit an Reiz verloren zu haben. Die vermuteten Hauptgründe für diese Entwicklung:
Wirtschaftliche Risiken, steigende Personalkosten und hohe Investitionssummen beim Praxiskauf. Die damit einhergehenden wirtschaftlichen Risiken erscheinen jungen Dentisten zunehmend als Belastung.
Zunehmender Verwaltungsaufwand durch regulatorische Vorgaben. Die zunehmende Bürokratisierung und die damit verbundenen rechtlichen Fallstricke schrecken immer mehr Nachwuchs-Mediziner ab.
Fehlende Planbarkeit und Belastung während Krisenzeiten (z. B. Pandemie).
Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Angestelltenverhältnis: Ohne das wirtschaftliche Risiko und mit der besseren Planbarkeit der Arbeitszeiten lassen sich nicht nur berufliche, sondern auch private Träume besser verwirklichen.
7 Prozent der aktiven Zahnärzte im Rentenalter
Laut BZÄK sind 7 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte über 66 Jahre alt – und damit bereits jenseits des regulären Rentenalters noch aktiv tätig. Das durchschnittliche Alter niedergelassener Zahnärzte liegt bei 53,2 Jahren.
Diese demografische Entwicklung verschärft den Strukturwandel: In vielen Regionen – insbesondere im ländlichen Raum – steht in den kommenden Jahren eine größere Zahl von Praxisabgaben bevor, denen es häufig an Nachfolgern mangelt.
Nachwuchsinteresse vorhanden – aber zu wenig Studienplätze
Trotz des Trends zur Anstellung besteht großes Interesse an einem Zahnmedizinstudium: Im Wintersemester 2020/21 gab es 15.770 Bewerber auf nur 1.547 Studienplätze – ein Verhältnis von 10:1.
Die Kapazitätsbegrenzung an den Hochschulen verhindert somit nicht nur eine schnelle Entlastung der Versorgungssituation, sondern auch eine Verbreiterung des beruflichen Nachwuchses in selbstständiger Tätigkeit.
Hohe Investitionssummen prägen die Existenzgründung der Zahnärzte
Die Übernahme einer Einzelpraxis war übrigens auch 2023 die häufigste Form der zahnärztlichen Existenzgründung: 63 % der Gründenden entschieden sich für diesen Weg in die Selbstständigkeit. Das durchschnittlich investierte Kapital lag bei 463.000 Euro – eine Zunahme von 31 % gegenüber 2019.
Knapp 29 % entschieden sich für eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) mit einem Investitionsvolumen von 388.000 Euro pro Inhaberin bzw. Inhaber.
Neugründungen machten lediglich 8 % aller Niederlassungen aus. Bemerkenswert ist hier jedoch die starke Kostenentwicklung: 770.000 Euro betrug das durchschnittliche Investitionsvolumen im Jahr 2023 – ein Anstieg um 56 % seit 2019.
Diese Zahlen zeigen deutlich: Die finanzielle Einstiegshürde für eine eigene Praxis steigt kontinuierlich, was die Entscheidung zugunsten eines Anstellungsverhältnisses strukturell begünstigt.
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