Fehler nutzen statt vertuschen – ein neuer Blick auf gelebte Qualität in der Zahnarztpraxis
Daniela LorbachSeien wir ehrlich: Niemand macht gern Fehler. Sie sind unangenehm und am liebsten würde man gar nicht darüber sprechen. Vor allem im stressigen Praxisalltag, in dem alles schnell gehen muss, wirken Fehler wie ein Rückschritt. Aber – und da sind wir uns hoffentlich einig – verdrängen oder totschweigen sollte man sie auf keinen Fall. Denn genau das kann auf Dauer richtig gefährlich werden. Wie also gehe ich als Praxisleitung mit Fehlern um?
Eine offene Fehlerkultur entsteht nicht von heute auf morgen – aber sie ist einer der wichtigsten Bausteine für ein starkes, vertrauensvolles Team und eine nachhaltig funktionierende Praxis. Der Schlüssel liegt darin, Fehler nicht als Schwäche oder persönliches Versagen zu betrachten, sondern als das, was sie tatsächlich sind: der stärkste Motor für Veränderung und Verbesserung.
Doch fangen wir von vorne an: Ein Fehler ist passiert – und wird tatsächlich gemeldet. Das ist schon mal ein wichtiger erster Schritt. Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Eine Mitarbeiterin bemerkt, dass am Vortag der Peel-Test am Siegelgerät nicht durchgeführt wurde. Was jetzt passiert, ist entscheidend für die Fehlerkultur in der Praxis.
Schritte eines erfolgreichen Fehlermanagements
Erfassung des Fehlers im Fehlermanagement.
ACHTUNG: Es geht nicht um Schuldzuweisung, sondern um Stärkung der Qualität!Ursachenanalyse:
Zum Beispiel durch Brainstorming oder die sogenannte 5-Why-Methode versucht man – am besten mit den an diesem Ablauf beteiligten Mitarbeitenden – die Ursache für den Fehler zu identifizieren. In diesem Falle könnte es ein analoger Prozess sein, das heißt, niemand wird aktiv erinnert, dass der Test durchzuführen ist.Definition von Korrekturmaßnahmen:
Damit dieser Fehler künftig nicht erneut auftritt, werden Maßnahmen definiert, die die Ursache eliminieren sollen.Definition von Präventivmaßnahmen:
In benachbarten Prozessen wird geschaut, ob dieser Fehler dort auch auftreten könnte. Zum Beispiel beim Check&Clean am DAC, wenn dieser ebenfalls rein analog dokumentiert wird. Somit können auch hier Maßnahmen angesetzt werden, damit der Fehler erst gar nicht passiert.Umsetzung der Maßnahmen:
Zum Beispiel Implementierung einer digitalen Lösung inklusive Schulung der beteiligten Mitarbeitenden.Wirksamkeitsprüfung:
Nach einem definierten Zeitraum (z. B. nach vier Wochen) wird geprüft, ob der Fehler erneut aufgetreten ist. Ist das nicht der Fall, war die Maßnahme wirksam und der Prozess ist abgeschlossen. Ist der Fehler allerdings erneut aufgetreten, wurde höchstwahrscheinlich nicht die richtige Ursache ermittelt, und das Fehlermanagement setzt ein zweites Mal bei der Ursachenanalyse an.Fehlerliste:
Alle Fehler werden in dieser Liste erfasst. Somit können frühzeitig etwaige Trends oder systemische Probleme in Fehlern ermittelt und schnell Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um kontinuierlich an den internen Abläufen zu arbeiten und diese zu verbessern.
Fazit: Eine starke Fehlerkultur ist wichtig für die Zahnarztpraxis
Als Praxisleitung geben Sie nicht nur fachlich den Takt vor – sie prägen auch die Haltung im Team. Eine starke Fehlerkultur beginnt mit Ihrem Mut zur Offenheit – und macht aus einem guten Team ein großartiges. Denn erst, wenn niemand Angst haben muss, über Fehler zu sprechen, entsteht echte Qualität – menschlich wie fachlich.