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Geldanlage

Mit großer Sorge blicken viele Anleger derzeit auf die Kurse an den Börsen, gerade wenn sie einen Großteil ihrer Altersvorsorge dort investiert haben. Ist mein Geld dort sicher oder heißt es jetzt, schnell raus aus Aktien und Co.?

„Wer kann, sollte eher abwarten“, sagt Sven Langenhan, Generalbevollmächtigter und Leiter des Investment Office beim Vermögensverwalter HRK LUNIS am Standort München. Denn sonst droht laut dem Anlagefachmann die Gefahr, den klassischen Anlegerdoppelfehler zu machen: „Bei fallenden Kursen verkaufen und dann die Erholung verpassen.“ Die Erfahrung zeige, dass so an der Börse die besten Tage oft nicht mitgenommen werden, die aber einen Großteil der möglichen Rendite bringen.

Wer in die attraktive Anlageklasse Aktien investiert, sollte deswegen neben Zeit vor allem auch die Nervenstärke mitbringen, Schwankungen auszuhalten und den Vermögensaufbau so zu strukturieren, dass man sich das auch leisten kann.

Das Anlageerfolgsgeheimnis? Zeit und Struktur.

Denn wer klug vorgesorgt hat, sollte eigentlich gar nicht in der Situation sein, morgen alles mit Verlusten an der Börse verkaufen zu müssen, um den Lebensabend zu finanzieren. „Je näher der Zeitpunkt kommt, an dem geplant ist, Geld zu entnehmen, desto geringer sollte der Anteil schwankungsanfälliger Werte im Portfolio werden“, rät HRK-LUNIS-Experte Langenhan. Auch heute sieht er keine wirklich bessere Alternative zur Anlegeklasse Aktien für ein langfristiges Sparprojekt wie die Aufbesserung der Finanzen im Ruhestand. Über einige Jahrzehnte bieten sich hier einfach die besten Chancen, daran ändere auch ein eigentümlicher US-Präsident nichts. Denn wer über längere Zeiträume denkt, für den fallen die immer wieder mal vorkommenden Wertschwankungen nicht so stark ins Gewicht.

Anleger hätten dagegen so die besten Möglichkeiten, vom 8. Weltwunder zu profitieren, dem Zinseszinseffekt (s. Interview).

Auch Anton Vetter, Vorstand des Kemptner Vermögensverwalters BV&P Vermögen AG, rät dazu, statt die Kursschwankungen an der Börse zu meiden, den Blick auf das große Ganze zu richten: „Vermögensaufbau ist ein Marathon, kein Sprint – und wer in Bewegung bleibt, kommt am Ende deutlich weiter als der, der aus Angst stillsteht.“

Je jünger, desto aktienlastiger dürfe das Portfolio sein. Allerdings ist es hier ein entscheidender Erfolgsfaktor, auf eine breite Streuung zu achten. „Als solides Fundament eignen sich internationale Aktienindizes wie der MSCI All Country World, der Stoxx Europe 600 oder der S&P 500”, sagt Anlagefachmann Anton Vetter. Darauf aufbauend könne man gezielt Akzente setzen, zum Beispiel mit wachstumsstarken Themen, Technologietrends oder kleineren Unternehmen mit überdurchschnittlichem Potenzial.

Fürs Alter nicht nur auf Aktien setzen

Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, nicht alles auf eine Option zu setzen, sondern zu diversifizieren, ganz besonders bei so einem wichtigen Projekt wie der Altersvorsorge. Das gilt einerseits für Aktieninvestments, die nicht nur in einer Branche, Region oder einem Währungsraum getätigt werden sollten. Aber andererseits auch bei den Anlageklassen macht es Sinn, verschiedene Dinge zu mischen, gerade wenn der Renteneintritt näher rückt.

„Mit steigendem Alter verlagert sich der Fokus schrittweise hin zu stabileren, defensiveren Anlageklassen wie Anleihen oder Cash-Alternativen“, rät Vermögensverwalter Vetter. Aber das ist eher keine notwendige Reaktion auf die momentane Situation an den Märkten, sondern ein immer gültiger Rat, um Schwankungsrisiken zu reduzieren. Denn grundsätzlich wissen erfolgreiche Anleger, dass solche Krisen zum Investieren dazu gehören: „Sie sind kein Ausnahmezustand, sondern Teil des Spiels“, fasst das der Anlageexperte kurz und knapp zusammen.

Interview: „Aktien zur Altersvorsorge trotz Schwankungen? Auf jeden Fall!“

Wer ein gutes Polster für den Lebensabend aufbauen will, sollte früh anfangen und das 8. Weltwunder nutzen. Aktien bieten dabei erfahrungsgemäß die besten Chancen. Je näher der Auszahlungszeitpunkt rückt, desto geringer sollte allerdings die Schwankungsanfälligkeit werden, erklärt Sven Langenhan, Generalbevollmächtigter und Leiter des Investment Office beim Vermögensverwalter HRK LUNIS am Standort München.

© VBank

Sven Langenhan, Generalbevollmächtigter und Leiter des Investment Office beim Vermögensverwalter HRK LUNIS am Standort München

Ist das noch normal, wie die Börsen derzeit schwanken?

Sven Langenhan: Auch wenn wir das jetzt schon länger nicht mehr in der Form bewusst erlebt haben, ist das nicht das erste Mal, dass so etwas an den Märkten passiert. Viele haben zum Beispiel den Covid-Schock an den Börsen vergessen, weil der so schnell wieder aufgeholt wurde. Aber auch damals fragte sich so mancher, ob das noch normal sei. Wir sind hier ein bisschen verwöhnt, aber grundsätzlich sind die zuletzt heftigen Schwankungen nichts völlig Außergewöhnliches.

Was bedeutet das für meine Altersvorsorge, wenn ich demnächst in Rente gehe?

Langenhan: Je näher jemand an den Punkt kommt, an dem Geld entnommen werden soll, desto weniger sollte derjenige schwankungsanfällige Anlageklassen im Portfolio haben. Wenn Sie jetzt natürlich noch zu 100 Prozent in Aktien investiert waren, ist das gerade keine einfache Situation. Aber man muss jetzt auch die Kirche im Dorf lassen: Ein Minus von 10, 20 oder selbst 30 Prozent ist prinzipiell noch kein Weltuntergang. Nach den gut gelaufenen letzten Jahren, sollte bei den meisten langfristigen Investoren unter dem Strich eigentlich noch ein deutliches Plus stehen.

Sollten schwankungsanfällige Anlageklassen wie Aktien bei der Altersvorsorge überhaupt eine Rolle spielen?

Langenhan: Auf jeden Fall. Insbesondere dann, wenn Sie gerade am Anfang stehen, sich ein Finanzpolster für die Rente in ein paar Jahrzehnten aufzubauen. Die langfristigen Chancen fallen bei Aktien erfahrungsgemäß viel stärker ins Gewicht als das Risiko von Wertschwankungen. Nehmen Sie zum Beispiel die Unternehmen des amerikanischen S&P 500 Index in den letzten 70 Jahren. Die haben im Schnitt alle 10 Jahre ihre Gewinne ungefähr verdoppelt, unabhängig von Krisen, Kriegen oder streitbaren US-Präsidenten wie beispielsweise Nixon. Umgerechnet entspricht das einem Gewinnwachstum von sieben Prozent pro Jahr. Klar, das war keine lineare Entwicklung, da gab es gute und schlechte Jahre und nicht jedes Unternehmen gibt es heute noch. Aber langfristig war es eine sehr rentable Idee, in diesen Aktienmarkt investiert zu sein.

Warum ist es keine gute Idee, Geld unter dem sprichwörtlichen Kopfkissen für den Lebensabend zurückzulegen?

Langenhan: Erliegen Sie nicht der Nominalwertillusion! Egal ob das Geld wirklich unter dem Kopfkissen liegt oder bei mickrigen Erträgen auf einem Konto, bedeutet das jedes Jahr Kaufkraftverlust. Denn auch, wenn die Summe zahlenmäßig gleichbleibt, bedroht selbst eine Inflationsrate im Stabilitätsbereich um 2 Prozent den realen Wert. Oder konkreter ausgedrückt, in 35 Jahren heißt das, für 100 Euro können Sie sich nur noch Waren im heutigen Wert von 50 Euro kaufen. Dagegen hilft am besten das 8. Weltwunder: der Zinseszins. Gerade der ist aber besonders wirksam, je länger er wirken kann. Das funktioniert zum Beispiel besonders effektiv, wenn Gewinnausschüttungen von Unternehmen immer wieder in neue Aktien investiert werden.

Wie wichtig ist es, in Krisenzeiten gerade als Anleger rational und nicht panisch zu handeln?

Langenhan: Es ist ganz entscheidend, die Ruhe zu bewahren, denn erfahrungsgemäß kommen die besten Tage an der Börse oft relativ nahe an den schlechtesten. Wer also nach einem Absturz raus aus dem Markt geht, verpasst in der Regel auch die Erholung. Niemand kann das perfekt timen. In der Regel ist die Strategie, Aktien zu kaufen und einfach lange zu halten, kaum schlagbar. Ich habe mir sogar extra für das Sparen für die Altersvorsorge ein Unterdepot angelegt, das bei mir gar nicht in der Hauptübersicht angezeigt wird. So werde ich nicht verführt, da ständig reinzuschauen.

Krisen für DAX-Anleger? Eigentlich langfristig irrelevant.

Ein Blick auf den Deutschen Aktienindex (DAX) zeigt, dass es zwischendurch immer wieder Rücksetzer gab. Allerdings brauchten Anleger eigentlich immer nur genug Zeit, um nach Krisenphasen wieder auf der Gewinnerseite zu stehen. Das galt sowohl für das Platzen der Dotcom-Blase (1) im Jahr 2000, die Finanzkrise (2) in den Jahren 2008/09, als auch die Coronapandemie (3) 2020. Waren es bei Dotcom noch 7,3 Jahre bis die Verluste wieder ausgeglichen waren, gelang das bei der Finanzkrise bereits nach 5,8 Jahren und bei Corona sogar nach nur 11 Monaten. Auf lange Sicht spielten diese Abstürze kaum eine Rolle. Selbst nach dem jüngsten Kursrutsch (4) hat sich der DAX-Performanceindex, der die Entwicklung von Kursen und Dividendenausschüttungen der größten deutschen Börsenunternehmen abbildet, im Vergleich zum Jahresanfang 1999 fast vervierfacht. Wer also langfristig anlegte, wurde trotz Krisen nicht enttäuscht und ist noch immer deutlich im Plus.

Allerdings legen die wenigsten einmalig etwas an, sondern die meisten sparen eher kleine Summen regelmäßig für die Altersvorsorge. Die gute Nachricht: Wenn hier zum Beispiel 100 Euro im Monat regelmäßig angelegt werden, hilft das sogar, langfristig Schwankungsauswirkungen zu minimieren. Hier kommt der Cost-Average-Effekt zum Tragen. Der beruht kurz gesagt darauf, dass bei so einem Sparplan automatisch bei hohen Kursen weniger und in Börsenflauten mehr Anteile gekauft werden.

Dax Performance Index seit 1.1.1999 bis 17.4.2025

Quelle: comdirect.de, eigene Darstellung

Quelle:

V-Bank

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