Zehn Jahre länger schuften oder jetzt richtig vorsorgen?
Serviceredaktion D&WZu oft überlassen niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte ihre Finanz- und Lebensplanung anderen Experten. Warum es sich finanziell lohnen kann, sich frühzeitig mit dem Thema Vorsorge zu befassen, erklärt unser Gastautor und unabhängiger Finanzdienstleister Martin Stromberg.
Vor kurzem haben sich einige niedergelassene Zahnärzte bei mir gemeldet. Ihr dringendes Anliegen: Sie wollten unbedingt Steuern aus den Vorjahren zurückholen und diese in ihr Privatvermögen umwandeln. Doch während der Anamnese und der Erstellung ihrer aktuellen Finanz- und Lebensplanung zeigte sich schnell, dass sie alle mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben – es wurden oft die Weichen falsch gestellt.
Besonders in den Bereichen Altersvorsorge, Praxisfinanzen und Steueroptimierung fehlten oft die richtigen Weichenstellungen, was die Betroffenen dazu zwingen könnte, deutlich mehr als fünf Jahre länger zu arbeiten als ursprünglich geplant. Fehler, die vielen Zahnärzten bekannt sein dürften:
1. Praxisfinanzen nicht im Griff
Zahnärzte überlassen die Praxisfinanzen oft weitgehend dem Steuerberater und werfen nur gelegentlich einen Blick auf die BWA. Doch das reicht nicht aus, um sicherzustellen, dass die Praxis profitabel arbeitet. Zu oft bleibt am Ende des Jahres zu wenig für den Inhaber übrig, weil zu wenig Zeit und Mühe in die Optimierung der Praxisfinanzen investiert wird. Dabei ist es entscheidend, die Umsätze zu steigern, Terminausfallquoten, HKP-Realisierungen und Kosten zu kontrollieren und damit die Liquidität zu sichern. Darüber hinaus führen ineffiziente oder fehlerhafte Abrechnungen zu unnötigen Verlusten. Ein proaktives Finanzmanagement kann hier entscheidende Auswirkungen haben.
2. Hohe private Lebenshaltungskosten
Ein weiteres häufiges Problem ist ein hoher Lebensstil. Viele Zahnärzte genießen ihren Wohlstand – und das ist auch richtig so. Doch mit den Jahren steigen die Fixkosten oft unmerklich an. Der Bau eines Hauses, teure Autos, Reisen und andere Annehmlichkeiten führen dazu, dass der finanzielle Spielraum immer kleiner wird. Was passiert, wenn es einmal nicht mehr so gut läuft? Finanzielle Engpässe und unvorhergesehene Steuerzahlungen zwingen zur Kreditaufnahme.
Einer meiner Kunden nahm über mehrere Jahre variabel verzinste Darlehen aufgrund von Steuernachzahlungen auf, die ihm aufgrund der gestiegenen Zinsen zusätzliche Liquidität kosteten. Das wurde zur großen Herausforderung. Deshalb ist es wichtig, auch hier die privaten Ausgaben selbstkritisch zu prüfen, die Balance zu finden und regelmäßig Rücklagen zu bilden.
3. Blindes Vertrauen ins Versorgungswerk
Immer noch verlassen sich viele Zahnärzte vollständig auf das Versorgungswerk und gehen davon aus, dass es für ihre Altersabsicherung ausreicht. Doch das ist ein Trugschluss. Einer meiner Kunden stellte neulich bei genauer Analyse fest, dass er im Ruhestand kaum das Nötigste zum Leben haben würde – nach Abzug von Steuern und Krankenversicherungsbeitrag –,obwohl er jahrelang in das Versorgungswerk eingezahlt hatte. Das Versorgungswerk kann eine Grundlage bieten, doch für einen komfortablen Ruhestand reicht es in der Regel nicht. Wer hier nur auf das Versorgungswerk setzt, wird mit großer Sicherheit enttäuscht.
4. Blindes Vertrauen in Banken, Vermögensberater und Versicherungsvermittler
Zahnärzte sind häufig sehr beschäftigt und vertrauen bei Finanzfragen ihren Beratern. Doch nicht alle Berater handeln im besten Interesse ihrer Kunden. In vielen Fällen steht die eigene Provision im Vordergrund und es mangelt an Transparenz und Verständnis für die tatsächlichen Bedürfnisse des Zahnarztes. Dies zeigte sich auch bei den Zahnärzten, die mich kontaktierten. Sie hatten in der Vergangenheit Berater beauftragt, die ihnen zwar Produkte verkauft hatten, die jedoch nicht zur gewünschten steuerlichen Entlastung geführt hatten. Zudem passten nach Abwägung der Vor- und Nachteile und Ziele des Kunden die Produktlösungen keinesfalls. Es liegt in Ihrer eigenen Verantwortung, Ihre Ziele klar zu kommunizieren, die Qualifikation des Beraters zu prüfen, sich selbst zu informieren, versteckte Kosten zu hinterfragen und Transparenz einzufordern.
5. Der Steuerberater kümmert sich um meine Steuerstrategie
Steuern sparen wie ein Großkonzern kann jeder Zahnarzt – auch ohne Verlagerung ins Ausland, wenn die offiziellen Wege der Gestaltung bekannt sind. Und das vollkommen legal.
Fakt ist: Die meisten Zahnärzte zahlen ein Leben lang unnötig viel Steuern und das aus zwei Gründen...
Sie haben eine große Abneigung dagegen, sich mit dem angeblich trockenen Thema „Steuern“ zu befassen. Dabei kann Steuergestaltung großen Spaß bereiten.
Sie denken, der Steuerberater kümmert sich um die Steuerstrategie. Vielleicht hat dieser behauptet, alle Möglichkeiten zur Senkung der Steuerlast wären ausgeschöpft.
Sobald ich in meinen Beratungen über Steueroptimierung und Gestaltungsmöglichkeiten spreche, erlebe ich häufig die Frage des Kunden: „Macht das nicht mein Steuerberater?“. In der Regel kann der Steuerberater seinem Mandanten nicht sagen, wie man im großen Stil Steuern spart, da er das gar nicht verantworten kann. Eine steuerliche Bewertung eines Steueroptimierungsangebots liegt in seinem Ermessen, nicht hingegen die wirtschaftliche Bewertung und erst recht nicht die wirtschaftliche Entscheidung zu einem Angebot.
Die ganze Tätigkeit des Steuerberaters zielt auf ein Thema ab: Korrekte Veranlagung. Der Steuerberater hat gelernt, wenn es keine Rückmeldung vom Finanzamt oder es keine oder nur ganz wenige Beanstandungen nach einer Betriebsprüfung gab, hat er einen guten Job gemacht. Das ist in Ordnung, hat jedoch nichts mit Steuergestaltung zu tun. Steuergestaltung ist nicht Teil der Prüfung eines Steuerberaters. Somit ist der Ausdruck „Steuerberater” eigentlich etwas irreführend, da der Steuerberater nicht dazu ausgebildet ist, zu beraten.
Es wird klar, dass Steuerstrategie und Vermögenszuwachs Chefsache ist. Sie müssen die Verantwortung für ihre größten Ausgabenposten übernehmen, wenn Sie als Zahnarzt wachsen, Vermögen aufbauen und ihre Familie absichern möchten.
Handeln Sie jetzt und stellen Sie die Weichen richtig!
Die Zahnärzte, die mich kontaktiert haben, waren sich einig: Es ist höchste Zeit, die eigene Finanz- und Altersplanung zu überdenken. Wenn Sie verhindern wollen, dass Sie in zehn Jahren immer noch arbeiten müssen, weil Ihre finanzielle Absicherung nicht ausreichend ist, sollten Sie jetzt handeln. Nutzen Sie steuerliche Optimierungsmöglichkeiten und legen Sie den Grundstein für eine solide Zukunft. In unserem Steuer-Report gibt es noch mehr wertvolle Informationen dazu.
Martin Stromberg (Foto: Privat)
Martin Stromberg ist seit 1996 als unabhängiger Finanzdienstleister selbstständig. Sein Fokus ist gerichtet auf akademische Heilberufe und die Niederlassungsberatung.
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st@stromberg-finanzen.de